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Neues nationales Forschungsprogramm NFP

Neues nationales Forschungsprogramm NFP

Hans-U.Jakob, 14.10.02

Seit der Offenlegung der Gesundheitsstudie der Universität Bern (Prof. Abelin) rund um den Kurzwellensender Schwarzenburg im Sommer 1995, weigern sich die offiziellen Stellen, welche in der Schweiz staatliche Forschungsgelder zu verteilen haben (wie zum Beispiel der Nationalfonds) beharrlich und vehement, weitere Gelder in dieser Richtung freizugeben.
Der Grund liegt auf der Hand:

Die 1995 veröffenlichte Schwarzenburger Studie sollte ursprünglich dazu dienen, die aufmüpfig gewordene Bevölkerung in der Region des Kurzwellensenders von Schweizer Radio International ruhig zu stellen und dieser eine Verstärkung des Senders um Faktor 5 schmackhaft zu machen.

Wie allgemein bekannt ist, ging dieses Forschungsziel komplett in die Hose. (Die Senderbetreiber versuchten zwar, noch zu retten was zu retten war und verteilten weitherum eine gefälschte Kurzfassung der Studie in deutscher Sprache. Weil die 160 Seiten umfassende Hauptstudie der UNI Bern in einem hochkomplizerten medizinisch-technischen Englisch abgefasst war, meinten sie, leichtes Spiel zu haben. Meinten sie…..

Die Schwarzenburger stellten sich jedoch als weit intelligenter heraus, als sie aussahen. Einige waren nämlich sogar im Stande, englische Texte zu übersetzen, deren Sinn zu erfassen und das Volk aufzuklären, was da eigenlich stand.

Schlafstörungen waren in der Senderregion 5 mal, psychische Erkrankungen 4 mal, Krebserkrankungen 3 mal und Diabetes 2 mal öfter als in unbestrahlten Zonen anzutreffen.
(Dies bei denselben Strahlungsintensitäten, wie sie heute bei Mobilfunkanlagen, welche mitten in Häusergruppen aufgestellt werden, ebenfalls anzutreffen sind)

Der langen Rede kurzer Sinn: Der Sender musste 1998 stillgelegt und abgebrochen werden.
Er war weder politisch noch militärisch zu halten. Die staatlichen Drohgebärden, wie das „übungsmässige“ Absetzen von Anti-Terror-Einheiten mittels Grossraumhelikopter (schwarze Männchen mit Maschinenpistolen verirrten sich in den Maisfeldern) verfehlten ihre Wirkung ebenso, wie die schweren Panzer, die ausser einem riesigen Verkehrschaos und beschädigten Strassen nichts bewirken konnten.

Seitdem stellt die Staatsmacht auf stur und verweigert weitere Forschungsgelder in dieser Richtung. Der Betrag für eine Nachfolgeuntersuchung von Fr. 150’000, welcher zur Vertiefung der Krebs-Zahlen in Schwarzenburg notwendig gewesen wäre, ging beispielsweise an das psychologische Institut der UNI Basel zur Erforschung der Wärmewirkung von Bettflaschen auf die Psyche des Menschen (!).

Wer in Richtung elektromagnetischer Felder und Gesundheit forschen wollte, war gezwungen, sich zu prostituieren und Gelder der Mobilfunkindustrie anzunehmen, welche dann ihrerseits auf Studienkonzepte und zu publizierende Ergebnisse entsprechend Einfluss nahm.

Nun hat die jüngste Nationalrätin der Schweiz, Ursula Wyss (SP) Bern, dieser Verweigerung ein brüskes Ende bereitet. Ein von ihr am 13. 12. 00 eingebrachtes Postulat lautete:

Der Bundesrat wird aufgefordert, die Auswirkungen des Elektrosmogs, insbesondere die Strahlung von Mobilfunksendern und Stromleitungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bevölkerung wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Dabei sollen auch Erfahrungen der Baubiologie und der Erfahrungsmedizin einbezogen werden. In Ergänzung dazu ist die Grundlagenforschung im Bereich der biologischen Wirkungen schwacher nichtionisierender Strahlung (elektromagnetischer Felder) zu fördern.

Die gesamte Mobilfunklobby unter der Führung von Nationalrat Georges Theiler FDP Luzern war dermassen aufgeschreckt, dass sie in einem ersten Schock das Postulat mit weit unter der Gürtellinie liegenden, dreckigen Argumenten bekämpften.
Georges Theiler (FDP Luzern) ist in der offiziellen Lobbyistenliste (vergleichbar mit einer Lohnliste für lukrative Zusatzeinkommen von Parlamentariern) als Vertreter der 3 Schweizer Mobilfunkbetreiber eingetragen.

Aus Zeitgründen musste in der Nationalratssitzung vom 23.3.2001 die Diskussion abgebrochen werden und konnte von der Mobilfunklobby mit viel Geschick bis auf den 4. März 2002 verschleppt werden.

Aber es geschehen noch Zeichen und Wunder. Theilers Strategie, eine junge, engagierte, couragierte und erst noch hübsche Frau mit Dreck zu bewerfen, ging nicht auf. Das Postulat wurde völlig wider Erwarten angenommen und an den Bundesrat zwecks Ausführung überwiesen.

Unterdessen hat nun das Bundesamt für Bildung und Wissenschaft (auch so etwas gibt es in der Schweiz) einen schriftlichen Vorschlag mit „präziser Problemschilderung und Fragestellung“ für ein neues nationales Forschungsprogramm mit dem Titel „Nichtionisierende Strahlung, Umwelt und Gesundheit“ in die Vernehmlassung an alle interessierte Kreisen geschickt.

Es geschah noch ein weiteres Zeichen und Wunder: Unser Verein wurde ebenfalls aufgefordert, sich an der Vernehmlassung zu beteiligen. Auf der Vernehmlassungsliste steht doch da wahrhaftig neben all den Professoren und Doppel- und Dreifachdoktoren ganz schlicht und einfach:
„Herr Jakob, Schweiz. Interessengemeinschaft Elektrosmog Betroffener“.

Nun hat sich also unsere Vereinigung an der Vernehmlassung, an dieser typisch schweizerischen Tätigkeit, für die es gar kein Wort in einer andern Sprache gibt, beteiligt. Wir haben uns also vernehmgelassen, gevernehmlasst oder vernehmengelasst. (Vielleicht sagt uns einmal ein Sprachwissenschafter, wie man diese verzwickte Tätigkeit eigentlich genau übersetzt.) Eine durchaus verzwickte Tätigkeit war es schon, denn wir mussten uns einmal mehr kräftig zur Wehr setzen:

Erstens sollten in besagtem Forschungsprogramm einmal mehr falsche Prioritäten gesetzt werden. Als Ablenkungsmanöver sollte mit der Strahlung von Haushaltsapparaten (Bügeleisen, Kochherde usw.) statt mit derjenigen der Handymasten begonnen werden.

Zweitens wurde wiederum einmal mehr die alte Mär von einer ungenügenden Datenlage aufgetischt, die noch keine Schlüsse zulasse.

Drittens, wurde einmal mehr der Versuch gemacht, das Problem Elektrosensibilität auf psychische Aspekte zu verschieben oder zu untersuchen.

Und Viertens wurde wieder einmal mehr versucht, die ICNIRP als international anerkanntes UNO- oder WHO-Gremium als Schutzschild vorzuschieben, obschon längstens hinreichend bekannt ist, dass es sich hier um einen rein privaten, lukrativen Altherren-Klub handelt, welcher erst noch massiv von der Industrie und vom Militär vergoldet wird.

Um Leuten, wie einem Georges Theiler, FDP-Luzern keine Munition im voraus zu liefern, verzichten wir hier auf eine Veröffentlichung unseres kompletten Vernehmlassungstextes, können aber versichern, dass wir uns für unsere Sache vehement gewehrt, und einiges klargestellt haben haben.

In der Zwischenzeit geschah etwas weniger Erfreuliches: (Das Bundesamt für Gesundheit wollte die Studie an sich reissen, diese an die UNI Basel vergeben, vom Mobilfunkbetreiber SUNRISE finanzieren lassen und somit dem Staat eine Menge Kosten ersparen. (und SUNRISE zu einem Mitspracherecht verhelfen)

Da wir entgegen anders lautenden Berichten überall gute Freunde haben, bekamen wir gerade noch rechtzeitig Wind von der Sache und konnten einen zünftigen Stein ins Getriebe werfen und das Ganze zum Stehen bringen. So bösartig sind wir eben!

Am 8. Juli 02 hat uns nun nach „nur“ 3 Interventionen das BUWAL offiziell und schriftlich bestätigt, dass die Studie der UNI Basel nun ausschliesslich durch das BUWAL, (Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft), das BAG, (Bundesamt für Gesundheit) und durch Staatsbeiträge (Nationalfonds) finanziert werde.
Na also, es geht doch! leider nur dann, wenn man mit Argusaugen dahinter ist und darüber wacht, wer wo mit welchen Geldern forscht und zu welchem Zweck.

Von Hans-U. Jakob

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