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Bundesamt für Gesundheit – Auswertung der Fragebogen

Fragebogen zu gesundheitlichen Beschwerden von elektromagnetischen Feldern

Bundesamt für Gesundheit, 3.5.2003

Zusammenfassung der Resultate

Einführung
Heutzutage werden elektromagnetische Felder (EMF) immer mehr in der Technik eingesetzt. Parallel dazu beklagen sich immer mehr Menschen über gesundheitliche Beschwerden wegen EMF. Obwohl bis jetzt viele akute Gesundheitseffekte genannt wurden, konnte in kontrollierten Experimenten keine direkte Beziehung zwischen EMF-Belastung unterhalb den Grenzwerten und selbst genannten Symptomen nachgewiesen werden. Ausserdem existiert kein spezifisches Symptomprofil für „Elektrosensibilität“. Um ein besseres Verständnis über die EMF-Problematik zu erhalten, wurde diese Fragebogenstudie durchgeführt. Die Studie richtete sich ausschliesslich an Personen, die ihre gesundheitlichen Beschwerden elektromagnetischen Feldern zuschreiben. Das Ziel war: bessere Kenntnisse über die Art der Beschwerden und die verursachenden Felder zu erhalten, Bedürfnisse und Sorgen der betroffenen Bevölkerung aufzuzeigen und zu erfahren, welche Abhilfe-Massnahmen gewählt werden und als wie wirksam sie betrachtet werden.

Die Resultate dienen dazu, eine verbesserte Information und Beratung der betroffenen Personen zu ermöglichen und auch relevante Forschungsschwerpunkte zu bestimmen, die in direktem Zusammenhang mit den Beschwerden der betroffenen Bevölkerung stehen. Die Erhebung konnte aus methodischen Gründen nicht so aufgebaut werden, dass eine direkte Beziehung zwischen elektromagnetischen Feldern und gesundheitlichen Beschwerden aufgezeigt werden kann.

Studienablauf
Die Studie wurde im Juni 2001 gestartet. Insgesamt wurden ungefähr 3000 Fragebögen verteilt. Innerhalb eines Jahres wurden 429 Fragebögen zurückgesandt. Davon konnten 394 Fragebögen analysiert werden.

Resultate
Das durchschnittliche Alter der Studienteilnehmer ist 51 Jahre und 57% waren Frauen. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung waren die EMF Betroffenen älter, öfter verheiratet und hatten einen höheren Bildungsgrad. Ebenso kamen die allgemeinen, häufigsten Krankheiten bei den Betroffenen öfter vor. Im Ganzen wurden 47 verschiedene Symptome zu gesundheitlichen Beschwerden genannt. Schlafstörungen (58%), Kopfschmerzen (41%), Nervosität/Stress (19%), Müdigkeit (18%), Konzentrationsschwierigkeiten (16 %), Tinnitus (14%), Schwindel, Gliederschmerzen und Herzbeschwerden (je 11%) sind die am meisten genannten Symptome.

74% der antwortenden Personen begründen ihre Beschwerden auf das Vorhandensein von Mobilfunkantennen
36% auf das Benutzen eines Mobiltelefons
29% auf Schnurlostelefone
27% auf bestehende Starkstromleitungen
15% auf Transformatorenstationen.
Ein Drittel vermutet weitere Faktoren als Auslöser für ihre gesundheitlichen Beschwerden, wie Stress, Luftverschmutzung, Geräusche/Lärm, das Wetter und Amalgam.
Bezüglich der aufgetretenen gesundheitlichen Symptome gibt es keine grossen Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Frequenzen der EMF-Quellen.

Gesundheitliche Beschwerden treten meistens zu Hause auf. Nur 10% der Studienteilnehmer geben andere Orte an. Bei 90% der Studienteilnehmer treten die Symptome auf, sobald sie in die Zone mit Elektrosmog eintreten. Die Symptome schwächen sich ab, sobald die Personen diese Zone wieder verlassen. Die Symptome entwickeln sich bei 53% der Studienteilnehmer innerhalb einiger Minuten, bei 21% innerhalb einiger Stunden und bei 17% innerhalb einiger Tage. Das Verschwinden nach Verlassen der Zone verläuft ähnlich, aber meist langsamer. 52% der Studienteilnehmer leiden seit weniger als 2 Jahren, 71% seit weniger als 3 Jahren und 7% seit länger als 10 Jahren an den beschriebenen Symptomen. Die meisten Studienteilnehmer geben an, dass sie gewisse elektromagnetische Felder wahrnehmen können.

53% der Studienteilnehmer bezeichnen ihre, durch EMF verursachte körperliche Beeinträchtigung mit „sehr schwer“ oder „schwer“ und 35% mit „mittel“. 76% der Studienteilnehmer beschreiben die soziale Beeinträchtigung als „nicht vorhanden“ oder „leicht“, 17% der Teilnehmer geben eine teilweise Arbeitsunfähigkeit an.

Zwei Drittel der Teilnehmenden haben Massnahmen ergriffen, um die Symptome zu verringern. Die am erfolgreichsten beschriebene Massnahme ist das Vermeiden elektromagnetischer Felder durch Netzfreischalter, Entfernen von Quellen im Haus und die Meidung von Feldern. Dagegen haben Lebensstil-Änderung, Abschirmung der Wohnung und komplementärmedizinische Massnahmen wenig geholfen.

85% der Personen, die eine Behörde wegen ihrer Symptome konsultierten, sind mit den erhaltenen Antworten oder Aktionen unzufrieden. Konsultation von Selbsthilfegruppen oder Baubiologen erfüllten jedoch grösstenteils die an diese Institutionen gestellten Erwartungen.

Diskussion und das weitere Vorgehen
Die erwähnten gesundheitlichen Beschwerden sind vergleichbar mit solchen, die in anderen Studien (z.B. repräsentative Befragung in Deutschland) erwähnt wurden. Die genannten Beschwerden sind relativ häufig und oft keiner bestimmten Ursache zuzuordnen. Das erschwert Untersuchungen über mögliche eindeutige Zusammenhänge mit EMF. Auch in Bezug zu den unterschiedlichen EMF-Quellen sind keine Unterschiede in der Beschwerden-Verteilung festzustellen. Deshalb konnte auch in dieser Studie kein Symptomprofil für „Elektrosensibilität“ festgestellt werden.
Allerdings ist das Auftreten der Beschwerden meist akut, somit könnten solche Effekte in experimentellen Laborstudien untersucht werden. Solche Untersuchungen sind geplant.

Mobilfunkantennen sind die am meisten genannten Beschwerde-Quellen. Einen kausalen Zusammenhang kann aber nur mit epidemiologischen Studien nachgewiesen werden. Solche Studien vergleichen die Symptome von „bestrahlten“ Personen mit „nicht bestrahlten“. Aufgrund grosser methodologischer Schwierigkeiten wurden bis jetzt noch keine solchen Studien durchgeführt.
Das BAG hat an internationale Organisationen und Forschergruppen den Antrag gestellt, die Machbarkeit solcher Studien zu überprüfen und das beste Modell dafür auszuarbeiten. Das Durchführen einer solchen Studie würden wir sehr begrüssen und unterstützen.

Nach wie vor ungeklärt ist die Frage der Elektrosensibilität. Sind die genannten Beschwerden gleich verteilt in der Bevölkerung oder betreffen sie nur besonders empfindliche Personen? Wie sind solche Personen zu bezeichnen und warum reagieren sie empfindlicher? Die Erhebung hat gezeigt, dass die Studienteilnehmer häufiger krank sind. Ist das die Ursache für eine grössere Empfindlichkeit gegenüber EMF oder eine Folge der EMF-Belastung? Es ist geplant, dieser entscheidenden Frage nachzugehen und wissenschaftlich zu untersuchen.

Die Auswertung hat gezeigt, dass die Information und Beratung durch Behörden als ungenügend betrachtet wird. Wir werden versuchen, diesem Problem nachzugehen und unsere Leistungen zu verbessern versuchen, um den Bedürfnissen der betroffenen Personen besser zu begegnen.

Bundesamt für Gesundheit, im April 2003

Kommentar Gigaherz
Der obige Text entspricht dem unveränderten Orginalschreiben des Bundesamtes für Gesundheit und wurde bei uns direkt ins Textfenster gesetzt, damit dieser überall auf der Welt, direkt, ohne irgendeine Zusatzsoftware gelesen werden kann.

Im Sommer 2001 verschickte das Bundesamt für Gesundheit ca. 3000 Fragebögen. Bis zum Herbst 2001 kamen nur etwa 50 zurück. Die Aktion sollte deshalb mit der Begründung, es gäbe keine oder viel zu wenig elektrosensiblen Menschen, abgeblasen werden.
Wir vermuteten, dass die Fragebogen offenbar an die falschen Adressen verschickt wurden. Dem konnten wir abhelfen. Die sehr umfangreichen Fragebogen wurden unseren Rundbriefen an unsere Vereinsmitglieder beigelegt, mit der Bitte, diese zu kopieren und in weiteren Kreisen mit Gesundheitsproblemen durch Mobilfunkantennen oder anderem Elektrosmog zu verteilen. Worauf sich ein Mitarbeiter des BAG prompt bei uns über die viele Arbeit beklagte, die wir ihnen nun machen würden. Anzumerken wäre allerdings, dass durch die Kopiererei die vorgegebene Nummerierung der Fragebogen durcheinandergeriet, was nachträglich dem BAG tatsächlich einen zusätzlichen Entwirrungs-Aufwand brachte. Denn es durfte nicht sein, dass unter der gleichen Fragebogen-Nummer mehrere Hundert Personen antworteten.
Also mussten die Bogen neu nummeriert, und die Absender verifiziert werden. Denn es musste klar ausgeschlossen werden, dass einige Schlaumeier gleich 2 oder mehrere Bogen ausfüllten.

Wir bedanken uns beim BAG für die rasche Auswertung der sehr umfangreichen Fragebogen und für die Bewältigung des zusätzlichen Mehraufwandes den wir ihnen verursacht haben.
Das BAG hat mit seiner unkomplizierten Arbeitsweise bewiesen, dass es nicht erforderlich ist, 10 Jahre und mehr auf Forschungsresultate zu warten. Besten Dank!

Das Gigaherz-Team

Von Hans-U. Jakob

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