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Zugleitsystem verursacht zusätzlichen dichten Elektrosmog

Zugleitsystem verursacht zusätzlichen dichten Elektrosmog

In den nächsten Jahren, wollen die SBB für ihr Zugleitsystem entlang ihres Streckennetzes rund 1000 zusätzliche GSM-R Mobilfunk-Sendemasten aufstellen.

Hans-U.Jakb, 8.1.2003

Das GSM-R System soll die alte verkabelte Signaltechnik, welche dem Lok-Führer mittels roten, grünen oder orangen Signallichtern von aussen mitteilt, ob er langsamer, schneller oder vorsichtiger fahren, oder gar anhalten soll, ersetzt werden soll.
Ersetzt durch einen Bildschirm in der Lok, auf welchem der voraus liegende Streckenabschnitt grossräumig eingesehen werden kann. Denn Hochgeschwindigkeitszüge sollen mit über 200 Stundenkilomertn verkehren und haben deshalb so lange Bremswege, dass die herkömmliche Signaltechnik kaum mehr ausreicht, um bei unvorhergesehenen Ereignissen rechtzeitig anzuhalten oder die Fahrt für einen Geleisewechsels zu verlangsamen.
Anstatt durch die Frontscheibe, wird der künftige Lokführer vermehrt auf den Bildschirm starren, auf welchem er auch weit vorausliegende Streckenbelegungen und Streckenzustände ablesen kann.

Wie der Name des System „GSM-Rail“ schon verrät, werden die Führerstandsinformationen wie bei einer Handy-Verbindung, durch die Luft übertragen. Das heisst drahtlos, von einem der 1000, entlang den SBB-Linien noch zu erbauenden speziellen Mobilfunksendern, direkt in die fahrende Lok. Und wie der Name GSM-R weiter verrät, handelt es sich, wie bei den Handy-Verbindungen, um eine mit 217Hz bis 1.74kHz gepulste Mikrowellenstrahlung.
Und weil Signalverbindungen in die mit hoher Geschwindigkeit verkehrenden Loks keinerlei Fehler oder gar Unterbrüche erfahren dürfen, müssen die Informationen mit weit höheren Leistungen ausgestrahlt werden, als etwa diejenigen für ein Handy-Palaver.
Die Strecken-Anwohner werden also zum bereits bestehenden niederfrequenten Elektrosmog der Speise- und Fahrleitungen jetzt auch noch mit zusätzlicher Hochfrequenzstrahlung „beglückt“.

Wegen der zu erbringenden Uebertragungssicherheit ist es höchst fraglich, ob die in der NISV festgelegten Grenzwerte überhaupt je eingehalten werden können. Wie die Versuchsstrecke Zofingen-Sempach zeigt, dürfte das wegen der vielen Verbindungsunterbrüche, die jeweils zu Schnellbremsungen und vielfach zu Zugsausfällen führten, kaum der Fall sein. Ergo sind hier weit höhere Sendeleistungen gefragt.

In ihrer Euphorie hatten die Entwickler des GSM-R Systems die alten verkabelten Signale entlang der Versuchsstrecke viel zu früh abbrechen lassen, so dass die gestoppten Züge nicht weiterverkehren konnten und Reisende fast täglich, irgendwo im Gelände, auf Busse umsteigen mussten.
Trotzdem haben die verantwortlichen Planokraten bei der SBB jetzt für 20,5 Millionen Franken bei Siemens eine erste Tranche dieses Systems für die Neubaustrecke Bern-Zürich der Bahn 2000 bestellt.

Eine folgenschwere Bestellung für ein System, welches zur Zeit höchst unbefriedigend bis überhaupt nicht funktioniert. Ein erster Schritt zu einem System, das dereinst insgesamt 2.9 Milliarden kosten soll.
Insider rechnen mit einem weiteren Swiss/Swissair Debakel. Und von Seiten der Streckenanwohner mit massivem Widerstand gegen die unerwünschen zusätzlichen verhassten Mobilfunksender sehr hoher Sendeleistung. Denn das GSM-System sendet mit seinen Organisationskanälen dauernd rund um die Uhr, egal ob Signale übertragen werden oder nicht. Interessant wäre zu erfahren, was sich die Verantwortlichen bei der Systemauswahl wohl gedacht haben. Es hätte weitaus menschenfreundlichere Systeme gegeben.

Sofern das System einmal zum Funktionieren kommt und sofern man aufgebrachte Streckenanwohner ruhig stellen kann, ist das System dereinst auch zur Uebertragung von Informationen an die Reisenden gedacht. Auf Bildschirmen in den Wagen, könnten dann Abfahrtszeiten, Gleisangaben und Verspätungen von Anschlusszügen angezeigt werden. Verlockend, wenn dieser vermaledeite hochfrequente Elektrosmog nicht wäre!

Von Hans-U. Jakob

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