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Wie Zeitungsreporter und Redaktionen arbeiten

Ein Schulbeispiel, wie Zeitungsreporter und Redaktionen arbeiten, wenn es um „Mobilfunk“ geht.

von Evi Gaigg, 1.11.03

Ein Reporter der Aargauer Mittellandzeitung meldet sich bei einer Einsprecherin für ein Interview zum Thema „Funkloch im Uerkental“ an. Da sie weiss, was aus solchen Beiträge oft gemacht wird, bedingt sie sich aus, den Artikel vor dem Druck gegenlesen und Korrekturen anbringen zu dürfen. Bei der Kontrolle stellt sie fest, wie auf subtile Art durch Weglassungen, Verdrehungen und Andersinterpretationen des Gesagten, ein Beitrag verändert wird. Sie mailt den Artikel mit Korrekturen zurück. Aber der Reporter befindet sich, auch übers Handy vorerst nicht erreichbar, im Ausland. Schliesslich verlangt er, ihm die Korrekturen per Telefon zu übermitteln. Wegen der vielen falschen Stellen ist das nicht möglich. Bei einem Besuch in der Redaktion ist der Chefredaktor oder dessen Stellvertreter weder persönlich noch telefonisch erreichbar. Der Artikel soll gleichen Abends noch gesetzt werden. Per Fax deponiert sie daher eine Erklärung, das Erscheinen des Beitrags in dieser Form zu verbieten, notfalls mit rechtlichen Schritten. Der Artikel erscheint sodann in der korrigierten Form.

Die Bitte in einem sehr freundlichen Brief an den Chefreaktor, die ganze Situation um den Mobilfunk aus der Sicht der Betroffenen in einem redaktionellen Beitrag in der Mittellandzeitung zu veröffentlichen, wird nicht erfüllt, ja der Brief nicht einmal beantwortet, ein Vorgehen, das für Zeitungsredaktionen durchaus symptomatisch ist.

Hier der Beitrag:

Nutzen oder Schaden durch die mobile Kommunikation?

Wer am längeren Hebelarm sitzt
Landauf, landab wehren sich Zigtausende gegen die aufgezwungene drohende Verstrahlung ihres Lebensraumes. Sie wenden, sofern sie es überhaupt vermögen, erhebliche finanzielle Mittel für Anwalts- und Gerichtskosten auf oder geben, falls das Unheil schon eingetreten ist, Unsummen für Arztkosten und Abschirmungen aus. Eine neu etablierte Industrie macht damit gute Geschäfte. Die Krankenkassenprämien explodieren, werden bald einmal für den Normalbürger unbezahlbar. Da Geld die Welt regiert, sitzt die Industrie stets am längeren Hebelarm. Die Politik lässt die immer grösser werdende Zahl Betroffener schmählich im Stich. Wer heute gegen ein Antennenprojekt einspricht, kommt selten wegen gesundheitlicher Bedenken zu seinem Recht. Chancen hat höchstens Landschafts-, Ortsbild- oder Denkmalschutz. Schutz der Gesundheit? Es ist grotesk, aber der zählt nicht.

Prävention, Eigenverantwortung?

Diese wird stets gepredigt. Jeder kann zwar selbst entscheiden, ob er raucht, Alkohol trinkt, ob und wie lange er vor dem PC oder dem Fernseher sitzt, ob er Auto fährt, gesund lebt, Sport treibt etc. Er kann auch das Handy benutzen oder es sein lassen. Aber die Strahlung einer Antenne, die man ihm vors Haus setzt, muss er völlig unfreiwillig ertragen, ist ihr rund um die Uhr und Jahr für Jahr ausgeliefert.
In der Schweiz, ja europa- und weltweit, leiden Betroffene überall unter den gleichen Gesundheitsbeschwerden, und alle erst seit der Einführung der Mobilfunktechnik. Die Strahlung kann man nicht sehen, hören, riechen oder schmecken. Bekämen die Menschen davon grüne Haare, so mancher würde grosse Augen machen.

„Handys retten Leben“
Wie sieht die Wirklichkeit aus? Bei einem Unfall ist es das Wichtigste, erste Hilfe zu leisten, den Verletzten richtig zu lagern, Blut zu stillen, Erbrochenes abzusaugen, ihn zu beatmen. Erst dann kommt die Alarmierung der Ambulanz, und es ist egal, ob dies von einem Handy oder einem Festnetzanschluss aus geschieht. Sie kommt deswegen keine Minute früher.

Wieso findet ein Ambulanzfahrer den Patienten nicht, in einem kleinen Dorf, wo jeder fast jeden kennt? Schon beim Anruf kann man sagen, dass die Häuser nicht der Reihe nach nummeriert sind. Jemand stellt sich ev. an den Strassenrand und weist dem ankommenden Fahrer den Weg. So ging das, als es noch kein Handy gab und auch noch kein Twixroute. Die Autotür zu öffnen, Passanten nach dem Weg zu fragen, an einem Haus zu klingeln oder das Zweiklanghorn einzuschalten, hat man im Handyzeitalter schon verlernt. Schon so handy-geschädigt?

Feuerwehren müssen ein Dispositiv vorlegen und sich per Funk verständigen, ähnlich wie die Polizei. Ei Feuerwehrkommandant, der sich aufs Handy verlässt, handelt grobfahrlässig. Denn zückt jeder, der irgendwo Rauch sieht, egal ob in einem Dorf oder auf der Autobahn das Handy, kann das Netz zusammen brechen. Alles schon geschehen. Im Brandfall ist das Handy viel zu wenig sicher. Die Verletzlichkeit der Technik haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten schmerzlich und zur Genüge miterlebt!

Notrufe – kein ausreichendes Geschäft für Netzbetreiber
Sie machen dieses mit Leuten, die in der Badi, im Restaurant, im Zug, ja überall so eminent „wichtige“ Telefonate führen, wie im Doppelstockzug im Bahnhof Bern beobachtet: „I stah uf dr Stäge und gly gaht d`Türen uf“. Richtiger gewesen wäre: „I ha´s Handy am Ohr und ´s Muul gaht uf und zue.“ Tausende von Handys wurden den Leuten gratis nachgeworfen. Man weiss ja, wie gern die Leute etwas gratis bekommen. Es muss unbedingt eine Antenne her, Kinder wollen einander SMS senden, wenn möglich sogar im gleichen Zimmer. Wundert sich wer, wenn gesundheitlich Betroffenen ob so viel Gedankenlosigkeit und Egomanie die Galle hoch kommt? Auf diese Art werden Kinder nicht zur Solidarität, sondern zum Egoismus regelrecht erzogen.

Handys als Spielzeug
sind so ungeeignet, wie Schnaps als Getränk für Kinder und Jugendliche. Viele Eltern (und Lehrer!) wissen immer noch nicht, in welchem Ausmass die Handystrahlung ihre Kinder gefährdet. Ihr Nervensystm ist noch unvollständig ausgebildet, die Hirnschale dünner und die Strahlung dringt tiefer ein. Die Blut-Hirnschranke öffnet sich und transportiert Eiweissverbindungen und Gifte ins Gehirn, mit allen negativen Folgen. (Prof. Leif Salford, Lund-Universität). Das weiss man entweder nicht oder will (soll!) es gar nicht wissen.

Gehäuftes Auftreten von Kinderleukämie und Hirntumoren
in Spanien, hat zur Abschaltung von über 2000 Antennen geführt, weitere stehen auf der Liste. Anders als bei uns, wo die Bestrahlung des Volkes in einer völlig unzureichenden, ja misslungenen NIS-Vordnung geregelt und diesem von Staates wegen übergezogen wird, können in Spanien Bürgermeister, Vorsteher von Provinzregierungen und Richter eine Abschaltung und den Abbruch von Anlagen anordnen. Bei uns machen sich Gemeinderäte für den Bau einer Antenne stark, nicht bedenkend, dass sich die momentanen Vorteile als Bumerang erweisen könnten. Kranke, arbeitsunfähige Menschen zahlen keine Steuern, durch Wertverminderung von Liegenschaften gibt es weitere Steuerausfälle.

Zuerst schiessen, dann zielen!
Industrie und Politik spielen mit dem Ruf nach immer neuen Studien auf Zeitgewinn. Aber die Erfahrungen (siehe oben) sind längst da. DNA-Brüche verursachen Missbildungen von Embryonen und bilden die Vorstufe zu Krebs, das zeigt die von der EU beauftragte REFLEX-Studie. Immer noch keine Ursache für einen Marschhalt und eine Denkpause? Nein, denn es kann nicht sein, was nicht sein darf!

Wäre der Mobilfunk ein Medikament, er wäre längst verboten. Aus den negativen Erfahrungen mit Asbest, FCKW, Contergan etc. hat man nichts gelernt. Zuerst wurde eine Technologie einführt, deren Schädlichkeit (vielleicht) erst hinterher untersucht wird, nicht umgekehrt! Es geht ums Geld, nicht um die Volksgesundheit.

Dazu drei unabhängige Netze, zwecks Konkurrenz, die gar nicht stattfindet, da sich die Preise kaum unterscheiden. Würden aus Konkurrenzgründen das Eisenbahnnetz, die Autobahnen, die Wasserversorgung etc. an drei Lizenznehmer vergeben, hätten wir je drei Eisenbahn-, Autobahn-, Wasserverorgungsnetze. Wer darüber nachdenkt, greift sich wahrscheinlich ziemlich irritiert an den Kopf!

Die besten Grenzwerte Europas
sind eine der grössten Schummeleien, die dem Volk je präsentiert wurden. Die Wahrheit: Die willkürlich auf 1/10 herunter gesetzten Anlagewerte (auf 4-6V/m) gelten nur in Kinder-, Kranken- und Schlafzimmern und auf öffentlichen Kinderspielplätzen. Schon auf Terrassen, Balkonen, in Hausgärten, auf privaten Kinderspielplätzen, auf dem Feld, wo der Bauer arbeitet oder der Gärtner, gelten sie nicht mehr. Dort darf mit 40-60 V/m gestrahlt werden. In Basel z.B. können deshalb viele Mieter ihre Terrasse nicht mehr benützen. „Die Grenzwerte sind eingehalten“, wiederholen die Netzbetreiber mit der Beharrlichkeit einer Gebetsmühle. Die ersten Gesundheitsbeschwerden (Schlafstörungen) treten jedoch schon bei Feldstärken auf, die um das Hundertfache unter den so gelobten Anlagewerten, also bei 0,04 V/m liegen. Seriöse Forscher haben dies in breiten Untersuchungen (epidemiologischen Studien) festgestellt. Ausländische Mobilfunkbetreiber freut die Forderung nach Einführung der Schweizer Grenzwerte. Im Inneren von Häusern werden diese nämlich auch dort nirgends überschritten und sie müssen kein Schräubchen ändern. Messungen haben das bestätigt.

Gesundheitsschädigung – alles nur Einbildung?
Keine Einbildung, denn die Schäden zeigen sich auch bei Kleinkindern und Tieren. Sogar Hühner, die sprichwörtlich dumm sind und mit Sicherheit keine Zeitungen lesen, brüten infolge der Strahlung häufig keine lebensfähigen Nachkommen aus. Kühe leiden unter Euter- und Gelenksentzündung, verwerfen oder bringen missgebildete Kälber zur Welt, und alles erst, eindeutig belegt, seit dem Betrieb einer nahen Antennenanlage.

Viele Menschen wussten oder wissen sogar heute noch nichts von der Existenz einer Antenne und daher auch nicht, wem oder was sie ihre Beschwerden „verdanken“. Leidende Menschen nun zusätzlich als Psychopathen abzustempeln, bedeutet, jemandem, der schon am Boden liegt, einen weiteren Fusstritt zu versetzen. Keiner soll sich in falscher Sicherheit wiegen, denn es kann ihn schon morgen selbst erwischen!

Wer sich ein Schnurlostelefon im DECT-Standard kauft, stellt sich eine strahlende Mobilfunkantenne ins eigene Heim und gefährdet massiv seine Gesundheit. Aber er wird beim Kauf nicht darüber aufgeklärt. Auch hier: Hauptsache der Rubel rollt.

In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?
In einer, wo jeder nur auf seinen eigenen, oft nur vermeintlichen Komfort setzt, wo Solidarität zu Recht
d a s Fremdwort ist? In einer Spassgesellschaft, wo man vor Problemen, die schon morgen auf uns zukommen, heute lieber die Augen verschliesst und die Lösung der nächsten Generation überlässt? Ob uns diese dannzumal für die desaströse Hinterlassenschaft und die fragwürdige Erziehung zu Konsumenten ohne Verantwortungsbewusstsein, Menschlichkeit und Solidarität dankbar sein wird?

Von Hans-U. Jakob

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