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Umweltmediziner vorzeitig per Express in Rente geschickt

Umweltmediziner vorzeitig per Express in Rente geschickt

Prof. Dr. med. Frenzel-Beyme, ein in der Schweiz und vor allem in der Region des ehemaligen Kurzwellensenders Schwarzenburg bestens bekannter Forscher in Sachen „elektromagnetischer Verseuchung“ wird per Express von seiner Universität (Bremen) in Rente geschickt. Er hat auf der „falschen“ Seite geforscht.

Hans-U. Jakob, 7.12.03

Ich erinnere mich noch gut, wie Rainer Frentzel-Beyme im Dezember 96 bei dichtem Nebel und Schneetreiben nach 8-stündiger Autobahnfahrt auf die Minute genau an einem Informationsabend in Schwarzenburg erschien, um uns, das heisst dem Verein SchoK (Schwarzenburg ohne Kurzwellensender) den Rücken zu stärken. An einem Informationsabend, zu welchem die Regierung geladen hatte, um mit geballter Kraft der von ihr aufgebotenen und finanzierten Datenfälschern, Elektrosmogleugnern und Gesundbetern, der Bevölkerung die völlige Harmlosigkeit des Kurzwellensenders von Schweizer-Radio-International vor Augen zu führen.
Ich erinnere mich auch noch gut an das betretene Gesicht des Direktors des Bundesamtes für Kommunikation, Marc Furrer, als Frenzel-Beime das Podium betrat. Damit hatten die Behörden nun wirklich nicht gerechnet. Von so weit her und erst noch bei diesem Wetter!

Man kann ohne zu überteiben behaupten, der Sender, die damals wohl grösste elektromagnetische Dreckschleuder des Landes, würde ohne die klaren Ausführungen von Prof. Dr. Frentzel-Beyme heute noch stehen und die von der Regierung vorgesehene Verstärkung der Sendeleistung um das 5-Fache, welche der Bevölkerung, als Sanierung getarnt, verkauft werden sollte, wäre schamlos und rigoros durchgezogen worden.
Wenn heute von derselben Regierungsclique behauptet wird, der Sender sei aus wirtschaftlichen und nicht aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen worden, muss dem entgegengehalten werden, weshalb dann wohl zuerst für gut 3,5 Millionen projektiert, das Volk desorientiert und Land erworben wurde?

Ich erinnere mich auch noch gut an den Vorfall im August 95, als ich mich, mit Rainer Frenzel-Beyme zusammen, keine 200m weit von den 100m hohen Schwarzenburger Antennenzäunen aufhielt, als uns plötzlich ein Grossraumhelikopter der Polizei um die Ohren flog und Anti-Terror-Einheiten absetzte, offensichtlich um die aufmüpfig gewordene Bevölkerung einzuschüchtern. Der uns begleitende Landwirt und ich hielten uns die Bäuche vor Lachen, als da die Männchen in ihren schwarzen Overalls, mit schwarz bemalten Gesichtern, in den frisch mit Jauche gedüngten Feldern herumrobben mussten.
Diesmal war es Rainer Frenzel-Beyme, welcher etwas betreten dreinschaute. Er, der unter abenteuerlichen Umständen aus der Ex-DDR geflüchtet war, weil man ihm dort die Forschungsfreiheit verwehrt hatte, glaubte, die Sache sei ernst, und wir würden nun allesamt verhaftet. Unser schallendes Gelächter beruhigte ihn ab sehr rasch.

Nun muss er zum zweiten Mal erfahren, wie weit es mit der Forschungsfreiheit, auch in einem „freien“ Europa her ist. Wer auf der falschen Seite forscht, kann gehen.

Ob sich seine Absetzer nicht den falschen Finger verbunden haben?
Prof. Dr. med. Frenzel Beyme ist uns nämlich auf der Seite des Widerstandes gegen die elektromagnetische Verseuchung hoch willkommen. Und Zeit für uns hat er ja jetzt, wo er nicht mehr irgendwelchen Forschungsaufträgen für die UNI nachrennen muss, in Hülle und Fülle. Einen besseren Ausweis, als den Rauswurf auf Druck der Telekommunikationsindustrie, kann für uns ein Wissenschafter gar nicht haben.

Weitere verdiente Forscher, die frühzeitig in Rente geschickt wurden, weil ihre Forschungsergebnisse nicht den Wünschen der Telekommunikationsindustrie entsprachen, sind zB. Dr.Dr.Ing. Andras Varga (UNI Heidelberg) und Dr. Lebrecht von Klitzing (UNI Lübeck)

Nachstehend die Orginal-Meldung aus der taz Berlin

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Bekannter Bremer Forscher geht. Das Wort „Umwelt“ stört angeblich bei
Anwerbung von Aufträgen und Drittmitteln. Auch Uniprofessur bald weg.

REINER METZGER
taz Nr. 7227 vom 6.12.2003, Seite 9
Quelle: http://www.taz.de/pt/2003/12/06/a0059.nf/text.ges,1

Plötzlich ging alles ganz schnell: Seit Freitag vergangener Woche ist
der in Umweltkreisen bekannte Professor Rainer Frentzel-Beyme nicht
mehr Abteilungschef am Bremer Institut für präventive Sozialforschung
www.bips.uni-bremen.de).

Nach einer Sitzung des zuständigen und vom Land Bremen beherrschten
Vereins
zur Förderung der Forschung erfuhr der Professor, dass seine
Abteilung „Epidemiologie der Umwelt und des Arbeitslebens“ mit
sofortiger Wirkung nicht mehr existiert.

Dafür gibt es seit Beginn dieser Woche eine neue Abteilung an dem
Institut. Sie heisst „Epidemiologische Methoden und Ursachenforschung“
und wird vom frisch gebackenen Professor der Mathematik Wolfgang
Ahrens geleitet. Er war schon bisher am BIPS.

Die neue Abteilung soll im Prinzip ähnliche Arbeit leisten wie bisher
Frentzel-Beyme, also vor allem Ursachenforschung zu arbeitsbedingten
Erkrankungen oder auch die Leukämiestudie am AKW Krümmel.

Aber ohne explizit das Wort Umwelt zu erwähnen. Alle Beteiligten auch
im Wissenschaftssenat sind der Meinung, das Wort störe zurzeit eher
bei der Anwerbung von Studienaufträgen und bei Drittmittelanträgen zum
Beispiel an die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die EU. Und das
Land Bremen selbst kann nur 25 Prozent des Institutsetats bezahlen.

„Ein fähiger Mann“,meint Frentzel-Beyme zu seinem Quasinachfolger
Ahrens. Aber eben kein Umweltmediziner. Damit wird der forschende Teil
dieser Spezies in Deutschland weiter dezimiert. Toxikologen und
Umweltmediziner haben keinen guten Stand: Sind sie zu kritisch, ziehen
sie sich den Ärger von Chemie- und Pharmakonzernen und damit leider
auch von Regierungen und Wissenschaftsbürokratie zu.

Ausserdem versuchen Mediziner und Pharmakologenan den Universitäten in
Zeiten des Sparzwangs sich die Professuren der meist kleinen
umweltmedizinischen Abteilungen einzuverleiben. So wird wohl auch die
zusätzliche Uniprofessur Frentzel-Beymes am Umweltforschungszentrum
UFT nach seiner dortigen Emeritierung im kommenden Mai nicht wieder
besetzt. Schliesslich wird Bremen eine grosse Zahl von Lehrstühlen
einsparen.

Mit Frentzel-Beyme geht einer der bekanntesten deutschen
Umweltgutachter. Er arbeitet unter anderem in der Krebsforschung, zu
Mobilfunkmasten und ihrem Elektrosmog, trat beim Thema Uranmunition
oder lösungsmittelbedingten Krankheiten in Erscheinung.

Schon im November war der langjährige Institutsleiter und kantige
Pharmakologe Eberhard Greiser pensioniert worden. Seine Nachfolgerin
Iris Pigeot ist Bio-Statistikerin.

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Professor Frentzel-Beyme ist auch im Vorstand der IGUMED (Interdisziplinäre Gesellschaft für Umweltmedizin e.V.), die den ‚Freiburger Appell‘
initiiert hat. (siehe www.elektrosmognews.de/Freiburger_Appell.pdf)

Was ist die IGUMED?

Ihr Ziel ist es, umweltmedizinische Problemstellungen möglichst
ganzheitlich zu verstehen und – wenn möglich – auch ganzheitliche
Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Da nach ihren Erfahrungen eine ausschliesslich medizinische
Betrachtungsweise für das Verständnis der meist sehr komplexen Fragen
in der Umweltmedizin nicht ausreicht, bemüht sie sich von vorneherein
um eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen
Berufsgruppen, deren Wissen und Erfahrung zu einem umfassenden
Verständnis der multifaktoriellen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge
beitragen können.

„Jede Wissenschaft entwickelt sich aus den Fragen, die sie stellt.
Daher sind wir stets auch an einer engen Kooperation mit Selbsthilfegruppen
und Betroffenen-Initiativen interessiert, die uns durch ihre besondere
Betrachtungsweise oft wichtige Anregungen für unsere Arbeit geben,“

sagt die IGUMED.

Von Hans-U. Jakob

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