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Swisscom Gesundbeter hält die Schweizer Aerzteschaft zum Narren

Swisscom-Gesundbeter hält die Schweizer Ärzteschaft zum Narren

Die Schweizer Ärztezeitung vom 25.2.04 stellt dem bei Swisscom unter Vertrag stehenden ehemaligen Werksarzt einer deutschen Omnibusfabrik volle 11 Seiten zum Herunterspielen der Schädlichkeit von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern zur Verfügung. Auch wenn hier seit langem sattsam bekannte, zum Teil schon recht verstaubte Desinformationen der Mobilfunkbetreiber in eine neue, exzellent gehobene, vornehme Sprache gesetzt werden, wie es sich für Akademiker schliesslich gehört, werden diese dadurch nicht wahrer. Da helfen auch die schönsten Farbgrafiken nicht weiter, wenn diese mit irreführenden Texten und falschen Schlussfolgerungen versehen werden.

von Hans-U. Jakob, 8.4.04

Was macht ein Werksarzt? Er wird von Grossunternehmungen dazu angestellt, Schadenersatzforderungen von im Beruf Verunfallten, Erkrankten an die Unternehmung, bei welcher er angestellt ist oder von deren Hinterbliebenen, möglichst abzuwehren, genauso, wie dies auch Versicherungsärzte in aller Regel tun. Wer schon einmal in seinem Leben mit der Arroganz und Kaltschnäuzigkeit der SUVA-Ärzte (SUVA=staatliche Schweizerische Unfallversicherungsanstalt) zu tun hatte, kann ein Lied davon singen. Werks- und Versicherungsärzte, welche über langjährige Erfahrung im Abwimmeln verfügen, leiden deshalb oft an einer gewissen Neurose. Das heisst, sie beginnen vielfach, ihre mühsam aufgebauten Taktiken soweit zu kultivieren, dass sie schlussendlich selbst daran glauben.

In Prof. Dr. Reinhold Berz hat nun die Swisscom den idealen Abstreiter der gesundheitlichen Folgen des von ihr verursachten hochfrequenten Elektrosmogs gefunden. Nach Recherchen von Gigaherz war Prof. Dr. Reinhold Berz 20 Jahre Werksarzt in der Omnibusfabrik Kässbohrer in Ulm. Nach seinen Angaben soll er hier Erfahrungen mit Hochfrequenz-Schweissern gesammelt haben. Das Dumme ist nur, dass in Karosseriewerken vorwiegend Punktschweissmaschinen im Einsatz sind, welche mit Hochfrequenz nichts zu tun haben. Was Gigaherz nicht herausgefunden hat, ist Ort und Zeit, wo und wann Reinhold Berz an einer Hochschule einen Lehrstuhl innehatte und ob er den Professorentitel zu Recht führt. Weitere Recherchen darüber überlässt Gigaherz gerne der Staatsanwaltschaft.

Als die Omnibusfabrik Kässbohrer von Daimler-Benz übernommen wurde, passte Prof. Dr. Reinhold Berz anscheinend nicht mehr so ganz zu deren Leitbild.
Ein grösserer Glücksfall hätte der Swisscom gar nicht widerfahren können. Sie nahm den erfahrenen Abwimmler von Ansprüchen erkrankter oder verunfallter Mitarbeiter als Publizisten und medizinischen Berater sogleich unter Vertrag.

Leider hat die Schweizer Ärztezeitung in ihrer Ausgabe vom 25.2.04 der Swisscom 11 volle Seiten eingeräumt, um die Berz’schen Ansichten über hochfrequente elektromagnetische Felder in epischer Breite darzulegen, leider ohne sich vorher bei Fachleuten von deren Wahrheitsgehalt zu überzeugen.
Unter dem Titel „Mobilfunk und Gesundheit zwischen Evidenz und Emotionen“ darf Prof. Dr. Berz ein wahres Sammelsurium von Unwahrheiten, Halbwahrheiten, Weglassungen und Verdrehungen dem geduldigen Papier anvertrauen.

Gleich zu Beginn macht Prof. Berz die Schweizer Ärzte mit der grössten aller Mobilfunker-Lügen bekannt, nämlich dass es ausser den thermischen Wirkungen (Verbrennungen) keine anderen Effekte gebe und dass nichtthermische (biologische) Wirkungen als nicht vorhanden zu gelten hätten, solange andere Forschergruppen nicht zu gegenteiligen Ergebnissen kämen. Diese anderen Forschergruppen, die seit 1974 laufend zu anderen Erkenntnissen kommen, existieren für Prof. Berz schlicht und einfach nicht.
Und für ein vertieftes Studium empfiehlt Prof. Dr. Reinhold Berz den Schweizer Ärzten gleich sein eigenes Buch!

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Bild 1: Von der Mobilfunklobby und dem von ihr am Gängelband geführten Teil der Wissenschaft werden alle nicht-thermischen Wirkungen elektromagnetischer Hochfrequenzstrahlung bestritten. Dass diese ausser Wärmewirkungen für das menschliche Gehirn weitaus schlimmere Folgen haben können, zeigt diese Versuchsanordnung im Gigaherz-Labor. Der menschliche Schädelknochen mag die an der Handyantenne gemessene Strahlung von 120V/m nur gerade auf 92V/m abzudämpfen, bis diese auf der Gehirnoberfläche ankommt und dort ein echtes Strahlengewitter verursacht.

Von Hans-U. Jakob

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