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Schweigen und schwindeln im Kanton Luzern

Schweigen und schwindeln im Kanton Luzern

von Hans-U. Jakob, Schwarzenburg, 27.4.2001

Der Kanton Luzern möchte in Sachen Mobilfunkanlagen die Gemeinden entmündigen, und in Zukunft diesbezügliche Baugesuche in erster Instanz selbst beurteilen, da die Gemeindebehörden von nichtionisierender Strahlung und Gesundheitsschäden sowiso nichts verstehen würden.
Dies berichten jedenfalls Teilnehmer einer Tagung die vor rund 2 Wochen unter der Regie des stellvertretenden Direktors des Amtes für Umweltschutz des Kantons Luzern, Dr.Th.Joller für Gemeindevertreter organisiert und durchgeführt wurde.
Als externe Sachverständige und Hauptreferenten wurde vom Kanton Luzern für diese Tagung das Büro Dr.Graf, aus Gerlafingen SO, beigezogen.

Sowohl Herr Dr.Joller vom Amt für Umweltschutz sowie das Büro Dr.Graf sind uns leider keine Unbekannten und fallen seit Jahren infolge ihrer Parteinahme für die Senderbetreiber immer wieder höchst unangenehm auf. Dr. Joller wird von der Firma Orange in Beschwerdeentgegnungen sogar öfters sehr lobend erwähnt. Kein Wunder.

Dr. Joller hat am 20.Mai 1998 erstmals davon erfahren dass es im Umkreis von 1.2km um den Mittelwellensender Beromünster, genauer in den Weilern Locheten, Waldi, Blosenberg, Erlosen und Hueben infolge HF-E-Feldstärken zwischen 7 und 30V/m keine über 65-Jährigen mehr gibt und dass viele Bewohner bereits mit 45 an Krücken gehen.
Die Informationen stammten von einem 69-jährigen Einheimischen, dem letzten Ueberlebenden wie er sich selber benannte.
Wer nun glaubt Herr Dr. Joller habe sich auf die Socken gemacht, um diese erschreckende Tatsache zu untersuchen, irrt ganz gewaltig. Er hat im Gegenteil alle diesbezüglichen Anfragen und Untersuchungen vehemment abgeblockt und verhindert.

Das Büro Dr.Graf ist eigentlich ein Heizungs-Ingenieurbüro und schon deshalb für die Beurteilung von Mobilfunk- und andern Sendeanlagen höchst prädestiniert. Das sagten sich auch die Swisscom, alias Telecom, alias PTT als sie 1995 den Kurzwellensender Schwarzenburg erneuern wollten und dazu eine sogenannte Umweltverträglichkeitsprüfung vorlegen mussten. Dazu brauchte man schon jemanden mit möglichst kleinem Sachverstand, aber als Kompensation dafür mit umso grösserer Unverfrorenheit.

Herausgekommen ist jedenfalls unter der Leitung des besagten Büros Dr.Graf ein 80-seitiges Werk, das man ungestraft als kolossalen Schwindel bezeichnen darf. (O-Ton Hu. Jakob im Regionaljournal von Radio Bern Herbst 97)

Einige Highligts daraus:

Im Bezug auf die von der UNI-Bern festgestellten Schlafstörungen bei 55% der Anwohner (in unbestrahlten Zonen waren es 12%) wurde festgestellt: „Schlafstörungen sind nicht als Gesundheitsschädigung zu rechnen sondern lediglich als Belästigung.“

Die gegenüber der bestehenden Anlage um Faktor 5 höhere Sendeleistung (ERP), hervorgerufen durch senkrecht stehende Reflektorgitter von 80m Höhe und 100m Breite, wurde durchs Band weg verschwiegen. Einzig auf möglicherweise hängen bleibende 2 tote Zugvögel pro Tag wurde hingewiesen. Die Vogelwarte Sempach hat von 700 toten Tieren pro Vogelzug im Jahr gesprochen.

Die für die Weiler Brünnen-Elisried und Innerdorf tödlich wirkende Senderichtung von 5° Nord wurde aus den Sendeplänen einfach weg-retuschiert. System Tip-Ex(itus)

Und weiter: „Eine Anlage ist zumutbar, solange weniger als 10% der Bevölkerung in ihrem Wohlbefinden gestört sind,“ Man achte auf die herrliche Umschreibung des Wortes „Krank“.
Um auf diese weniger als 10% zu kommen wurden denn auch die allerkrümsten Touren gefahren, (siehe oben) die zu beschreiben diese Seite bei weitem sprengen würde. Erwähnt sei lediglich noch das Ueberkreuzen von Senderichtungen, was lediglich auf dem Papier machbar ist.

Dank der Aufklärung durch beherzte Fachleute hat die Bevölkerung quasi in letzter Minute gemerkt, was ihr da vorgesetzt wurde und sowohl das Büro Dr.Graf wie die Swisscom nach 45 Jahren Sendebetrieb mit Schimpf und Schande aus der Region gejagt.

Dass nun von Dr.Joller das Büro Dr.Graf in den Kanton Luzern geholt wird, um der Bevölkerung die Mobilfunksender schmackhaft zu machen ist geradezu typisch. Ein wahrhaft effizientes Team.

Von Hans-U. Jakob

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