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Schmiergeld hat einen neuen Namen

Schmiergeld hat einen neuen Namen

Laut dem Schweizer Mobilfunkbetreiber Sunrise sagt man dem neuerdings „Beraterhonorar für makroökonomische Fragen“

Hans-U. Jakob, 26.2.05

So steht es zumindest in der Zeitschrift FACTS vom 17.2.05 als Antwort auf die Frage an Sunrise, wozu sie dem Luzerner Nationalrat Georges Theiler jährlich Fr. 40’000 überweise.
Theiler sitzt laut FACTS in der nationalrätlichen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen und vertritt dort (gemäss Sprachregelung von FACTS) die Herzensanliegen von Sunrise.

Hezensanliegen
Da die Herzensanliegen von Sunrise gleichzeitig auch Herzensanliegen der andern 2 Mobilfunkbetreiber sein können, sei die Frage erlaubt, wieviel Theiler von diesen für seine „makroökonomische Beratertätigkeit“ kassiert.
Oder liegen wir da mit unserem mikroökonomischen Verstand eventuell falsch?

40’000 Franken pro Jahr sind im Vergleich dessen, was die Mobilfunkgesellschaften zum „Kauf“ von wissenschaftlichen Hochschulinstituten und deren Professoren ausgeben, eigentlich eher mikro- als makroökonomisch. Hier müsste man am Betrag nochmals glatt 3 Nullen anhängen. Mit den Nullen sind natürlich die Ziffern gemeint und beileibe nicht etwa Professoren.
Es sei damit lediglich zum Ausdruck gebracht, dass man auch als Null eine durchaus makroökonomische Rolle spielen kann.

Im Gegensatz zur Politik muss jedoch die Null als Bestandteil einer Zahl möglichst weit links stehen.

In der Schweiz politischer Alltag
In Deutschland würden solche Beträge längstens einen Politskandal mit Regierungskrise und Köpferollen, eventuell sogar mit einem Regierungswechsel enden.
Da wir aber ein Milizparlament haben und ein Schweizer Amateur-und Freizeitparlamentarier an legalen Entschädigungen nur etwa 150’000 Franken im Jahr einnimmt, ist ein solcher doch direkt auf einige kleine Almosen, sprich Beraterhonorare angewiesen.

Seien wir doch nicht so kleinlich resp. mikroökonomisch! Das macht sich schlecht in einer Filzokratisch-Demokratischen Parteienlandschaft.

PS: Georges Theiler ist Kandidat für das Präsidium der FDP Schweiz.

Von Hans-U. Jakob

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