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Offene Fragen zur Replikation der TNO-Studie

Offene Fragen zur Replikation der TNO-Studie

Gigaherz.ch
Schweiz. Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener
Flüehli 17
3150 Schwarzenburg

Schwarzenburg, 24. Januar 05

An Herrn

Dr. Peter Achermann

Inst.für Pharmakologie und

Toxikologie der Universität Zürich

Winterthurerstrasse 190
8057 Zürich

Sehr geehrter Herr Dr. Achermann
Sehr geehrte Frau Burgermeister

Einige unserer Mitglieder (Elektrosensible) haben 2003 einen vom BAG versandten Fragebogen ausgefüllt. Anscheinend ist es jetzt nicht ganz einfach, für die Replikation der holländischen TNO-Studie genügend elektrosensible Personen zu finden, weshalb solche angefragt wurden, die sich seinerzeit an der Umfrage beteiligt haben.

An unserer Generalversammlung vom 22. Januar 05 in Thalwil haben einige unserer Mitglieder von dieser (telefonischen ) Anfrage berichtet und wir erhalten diesbezüglich täglich mehrere Anrufe. Es wurden in Thalwil folgende Punkte und offene Fragen eingehend diskutiert:

Die Hauptfrage lautete: Wer finanziert diese Studie? Erfahrungsgemäss behalten sich Mobilfunkbetreiber vor, in das Studiendesign einzugreifen oder dieses sogar selber vorzugeben, sowie die Schlussfolgerungen und die Zusammenfassung selber zu redigieren, wenn sie eine Studie finanzieren oder teilfinanzieren.

Eine solchermassen zustandegekommene Studie müsste von uns als wertlos taxiert werden und wir müssten unsere Mitglieder davon abhalten, hier teilzunehmen.

Sie suchen gesunde (aber elektrosensible) Personen. Die Frage ist nur, wie sich das eine mit dem anderen vereinbaren lässt, denn elektrosensible Menschen sind von vornherein schon vorgeschädigt und leiden daher bereits unter z.T. erheblichen Gesundheitsbeschwerden. Die Forderung nach gesunden Versuchspersonen steht also dieser bereits erfolgten Schädigung diametral gegenüber. Damit erklärt sich auch, dass gerade solche Personen an diesem Versuch gar nicht teilnehmen wollen, weil sie eine weitere Verschlechterung ihrer Gesundheit befürchten (siehe oben).

Ferner stellen wir fest, dass ??? anders als bei der TNO-Studie ??? auch mit Werten von 10V/m gearbeitet werden soll. Gepulste EM-Felder in dieser Intensität stellen aber, gemäss den Erfahrungen unserer Messtechniker, für einen sensiblen Personenkreis bereits eine erhebliche Gesundheitsgefährdung dar. Das heisst, dass damit bereits eine sogenannte Elektro-Allergie mit lange andauernden, teils schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen ausgelöst werden kann.

Wir können uns nicht vorstellen, dass eine Ethik-Kommission solchen Menschenversuchen zugestimmt hat. Wenn dies trotzdem der Fall ist, möchten wir unserer Empörung über die mangelhaften Fachkenntnisse dieser Kommission Ausdruck geben.

Einige berichteten uns, dass sie kontaktiert wurden, obwohl sie schon über 60 Jahre alt sind, man aber für den Versuch die Altersgruppe über 60 Jahre ausschliesst. Mit einem gewissen Recht fragen sich diese Leute, ob man ihnen, weil sie über 60 sind, ohnehin keine allgemeine Gesundheit mehr zutraut oder ob man Leuten dieser Altersgruppe bereits keine Lebensqualität mehr zugesteht. Gemäss der Gesundheitsstudie der UNI Bern von 1995, rund um den Kurzwellensender Schwarzenburg, hat sich gezeigt, dass Menschen über 65 bereits auf EM-Felder ansprechen, welche im Schnitt 30 mal tiefer liegen als bei 20-Jährigen

Wenn – anders, als bei der TNO-Studie ??? auch mit Werten von 10V/m gearbeitet werden soll, ist das aber dann unserer Meinung nach keine Replikation der TNO-Studie, sondern eine neue Arbeit, die wahrscheinlich ihrerseits wieder nach einer Replikation rufen wird.

Wir vermuten, dass die Ergebnisse der 10V/m-Studie dazu herhalten sollen, die Grenzwerte im UMTS-Bereich drastisch hinaufzusetzen. Gemäss den Erfahrungen unserer Messtechniker, ist die heute installierte UMTS-Infrastruktur mit so schwerwiegenden Mängeln behaftet, dass diese schlechthin als unbrauchbar bezeichnet werden muss. Als einfachste Methode, diese Mängel zu beheben, versuchen die Mobilfunkbetreiber nun, ihre UMTS-Sendeleistungen faktisch zu verdoppeln. Dies zeigen uns die neuesten Standort-Datenblätter neu projektierter Anlagen.

Ferner hat das ForumMobil ??? Ein Verein der Schweizer Mobilfunkbetreiber und ihrer Zulieferer, mit Jahresbeitrag 1 Million (pro Mitglied) in der allen 18800 Schweizer Ärzten zugestellten Broschüre „Frequentia“ vom November 2004, die Ärzteschaft unverhohlen dazu aufgefordert, elektrosensible Personen kurzerhand als psychisch krank, geistesgestört oder gar schizophren zu erklären.

Sie werden unter diesen Umständen kaum mehr elektrosensible Personen finden, die an Ihrer Studie teilnehmen wollen, weil diese sonst mit dem Verlust des Arbeitsplatzes und ihres Ansehens in ihrem Bekanntenkreis rechnen müssen, sobald ihre Teilnahme publik wird.

Es sei denn, Ihr Institut werde sich, wie dies bereits das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der UNI Bern getan hat, vom Verfasser dieser Broschüre, dem Deutschen (Professor?) Dr. Reinhold Berz, in den Medien öffentlich klar und deutlich distanzieren.

Wir unsererseits fordern einen Landesverweis für diesen sauberen Herrn und ein Verbot für dessen rassistische Äusserungen gegenüber elektrosensiblen Personen.

Diese Themen wurden an unserer GV sehr ausgiebig diskutiert und mündeten in folgende Forderung:

Wenn von der Industrie behauptet wird, UMTS sei weniger gefährlich als GSM für die Gesundheit von Mensch und Tier, so möge eben jene Industrie mit gutem Beispiel vorangehen und aus den eigenen Reihen Leute aus den Chefetagen für die Teilnahme an diesen Menschenversuchen delegieren, und zwar, weil es um deren Glaubwürdigkeit geht. Die Ausrede, sie seien zu beschäftigt, gilt nicht, denn sie sind stets zur Stelle, wenn sie irgendwo ihre wirtschaftlichen Interessen vertreten wollen.

Es kann nicht angehen, dass das gewöhnliche Volk, ohnehin schon Flächen deckend und völlig unfreiwillig Tag und Nacht bestrahlt wird, während sich die Verursacher aus durchsichtigen Gründen weigern, an solchen Versuchen teilzunehmen.

Ausserdem darf es niemanden mehr wundern, dass die Menschen allgemein sehr misstrauisch geworden sind. Es werden stets neue Studien lanciert, Replikationen der schon vorhandenen verlangt (die dann wiederum nicht genau repliziert werden) und damit längst fällige Konsequenzen und Entscheidungen hinausgezögert werden. Sofern sich die Industrie an solchen Studien finanziell massgeblich beteiligt, ist in den meisten Fällen das Resultat ohnehin schon vorauszusehen. Dies ist keine leere Behauptung, sondern eine Erfahrungstatsache.

Der Präsident und der Vorstand von Gigaherz.ch hält es für seine Pflicht, die Stimmung und die Meinung aus dem grossen Kreis von Betroffenen weiter zu geben und regt deshalb nochmals an, auch Vertreter der Mobilfunkbetreibergesellschaften, gegebenenfalls aber auch solche aus der Politik, die den Mobilfunk bei jeder Gelegenheit befürworten oder für ihn sogar lobbyieren, als Probanden für diese Tests einzuladen.

Im übrigen haben wir Ihnen einen ganz heissen Tipp:
Der Departementschef des UVEK, Herr Bundesrat Leuenberger, der u.a. auch für den Mobilfunk und die völlig ungenügend schützenden Grenz-und Anlagewerte, niedergelegt in der NIS-Verordnung, verantwortlich ist, hätte nicht nur eine Vorbildfunktion zu erfüllen. Er ist ausserdem selbst elektrosensibel, was landesweit bekannt ist. Er würde alle geforderten Bedingungen erfüllen. Wenn er an einer solchen Studie als Proband teilnähme, könnte er seine Glaubwürdigkeit beträchtlich erhöhen. Auch hier lassen wir die Ausrede von Überbeschäftigung nicht gelten, wenn man in Betracht zieht, wie viel an Aufwand, Geld und Energie zur Volksberuhigung eingespart werden könnte.

Mit freundlichen Grüssen
im Namen des Vorstandes von Gigaherz.ch

H.U Jakob (Präsident) und Evi Gaigg (Sekretariat)

Näheres zur TNO-Stuidie unter:
UMTS – die Fakten (unter Gesundheit und Leben)

Von Hans-U. Jakob

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