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Mobilfunkindustrie mit Gerichtsfällen eingedeckt

WASHINGTONER GERICHTSHOF: Verfahren wegen gesundheitlicher Schädigung wird eröffnet

London: Financial Times, 14.11.01

Die Mobilfunkindustrie wird mit Gerichtsfällen eingedeckt

Gautam Malkani, London,

deutsche Übersetzung: Evi Gaigg, Bottenwil

Die Mobilfunkindustrie in Amerika steht voraussichtlich mit dem ersten von Dutzenden weiterer Gerichtsverfahren, das wegen gesundheitlicher Schädigung heute in Washington DC beginnt, vor einer ganzen Welle von Gerichtsfällen.

Morganroth & Morganroth, eine Anwaltskanzlei, die ihren Sitz in Michigan und New York hat, sagte, die Klage werde wegen eines persönlichen Schadensfalles angestrengt. Dieser betrifft Michael Murray, einen 34-jährigen früheren Motorola-Angestellten, der nun an einem Hirntumor leidet.

Duzende von Fällen:
Der Fall, der sowohl Schadenersatz als auch Bestrafung wegen Schädigung verlangt, wird voraussichtlich im District Columbia vor dem Obergericht verhandelt. Er bildet einen ersten Teil von Dutzenden von Fällen, die durch die Kanzlei in Gemeinschaft mit anderen Teams von Anwälten quer durch das ganze Land vorbereitet werden. Sie haben den US Mobilfunkbetreibern und den Mobiltelefon-Herstellern den Kampf wegen der zunehmenden Fälle von gesundheitlichen Schädigungen angesagt.

Obwohl die Wissenschafter immer noch sehr verschiedener Meinung darüber sind, ob die Strahlenemissionen von Mobiltelefonen Risiken in sich bergen, haben die Rechtsanwälte in den USA schliesslich fünf klassische Verfahren eingeleitet und ebenso viele Fälle von geschädigten Personen.

Strafanträge gegen Regierungsbehörden:
Von gut über die Gerichtsverfahren unterrichteter Seite wurde berichtet, dass in den kommenden Tagen und Monaten noch mehr Klagen wegen Krebs eingereicht würden. Wohlgemerkt, diese Anklagen werden sich auf das Problem der Produktehaftpflicht, falsche Angaben und Fahrlässigkeit konzentrieren. Der Rechtsangriff wird im öffentlichen Interesse auch einen Antrag gegen die Regierungsbehörden und gegen die für die Festsetzung von Standards verantwortlichen Körperschaften enthalten. Dazu gehört auch die Regierungsbehörde für Nahrungsmittel und Medikamente, die Behörde für Kommunikation, das amerikanische nationale Standard-Institut und das Institut für Elektroingenieure.

Die Regierungsbehörden werden angegriffen, weil sie keine Handsets und keine anderen Vorrichtungen zur Minimierung der Strahlungsemissionen gefördert haben. Der gleiche Vorwurf wird der Industrie gemacht, nachdem im Juni entdeckt worden war, dass einige Hersteller Abschirmungen und andere Vorrichtungen zur Verminderung der Strahlungsexposition seit fast 10 Jahren patentiert haben. – Man hatte ihnen gesagt, sie sollten ihr Augenmerk mehr auf die Effizienz der Telefone als auf die Gesundheitsrisiken richten.

Mayer Morganroth, der Prozessanwalt, der Dr. Jack Kevorkian, den prominenten US Sterbehilfe-Advokaten glänzend vertreten hatte und den früheren Autofabrikanten John Delorean, bestätigte, dass der Fall Michael Murray heute eröffnet werde, wie von RCR Wireless News in Denver mitgeteilt wurde. „Die anderen werden in sehr naher Zukunft folgen“ fügte Mr. Morganroth hinzu.

„Die Experten sind geteilter Meinung, aber die, die etwas wissen, wirklich wissenschaftliche Forschung betrieben haben und unabhängig sind, sind der festen Überzeugung, dass Mobiltelefone Krebs verursachen.

Norman Sandler von Motorola sagte, die Firma wüsste nur von einer in Illinois hängigen Schadenersatzzforderung durch Arbeiter, von Mr. Murray. Er wiederholte auch die Stellungnahme der Firma, dass die Wissenschaft bis heute keinerlei schädliche Wirkungen auf die Gesundheit durch Mobiltelefone bewiesen hat.

Von Hans-U. Jakob

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