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Katastrophenmeldung via Handy Verzögerung statt Zeitgewinn

Katastrophenmeldung via Handy: Verzögerung statt Zeitgewinn

Horror-Unfall im Bareggtunnel AG
Quelle: SF1 „Schweiz aktuell“, 15.4.04, 19.00 h.

Ein Kommentar von Evi Gaigg

Mittwoch, 14.4.04 am frühen Nachmittag: Ein Automobilist hat eine Panne und hält im Tunnel an. Ein nachfolgender Lastwagen kann bremsen, ein nachfolgender Personenwagen auch. Dahinter noch ein Lastwagen, der auf den Personenwagen vor ihm auffährt und ihn unter den vorderen Lastwagen schiebt. Ein Brand bricht aus, die Frau im Personenwagen stirbt und vom vorderen Lastwagen bleibt nach dem Feuer nur noch das Stahlgerüst. Einige Automobilisten flüchten aus ihrem Wagen, lassen ihn aber abgeschlossen zurück, statt den Zündschlüssel stecken zu lassen. Dadurch gestaltet sich der Einsatz der Feuerwehr schwierig.

Eine Frau meldet ca. um 14.00 den Unfall der Polizei – per Handy.

Dazu der Leiter der Einsatzzentrale für die Verkehrsüberwachung in Schafisheim, Willy Fischer:
„Wäre der Anruf von einer Notrufsäule im Tunnel erfolgt, wären sofort die drei richtigen Bilder von der Unfallstelle auf dem Bildschirm erschienen und wir hätten präzise gewusst, wo sich die Unfallstelle befindet.

So muss ich fragen: „Wo sind Sie? Auf welcher Spur befinden Sie sich? Dann muss ich sämtliche Tunnelkameras durchklicken und das ganze System abtasten. 30 Sekunden oder eine Minute ist viel Zeit, wenn es in einem Tunnel brennt“.

In diesem Fall hat der Handyanruf die Rettungsarbeiten keineswegs beschleunigt, sondern im Gegenteil, eher verzögert.

Durch den Unfall im Tunnel entstand in der Folge ein 25 km langer Stau, der fast bis nach Zürich reichte. In dieser Gegend ist übrigens das mobile Netz zusammen gebrochen, denn zu viele haben zum Handy gegriffen, um den Grund ihrer Verspätung zu melden oder sich einfach die Zeit zu vertreiben.

Tücken der Technik.
Es handelt sich beileibe um keinen Einzelfall. Dass die Notrufsäulen in den Tunnels in Katastrophenfällen für schnellere und bessere Information der Einsatzzentrale sorgen als Verbindungen via Mobiltelefon, haben die meisten im Handyzeitalter offenbar schon vergessen.

Die Anruferin hat es sicher gut gemeint, und wenn sie im Besitz eines Orange-Handys ist, bekommt sie vielleicht dafür sogar noch den „Handy Hero“. Aber wie man sieht, ist nicht alles schneller, was klingelt. Darum merke: bei Katastrophen in einem Tunnel hat die Verständigung via Notrufsäule eindeutig den Vorzug.

Warnung an alle Feuerwehrkommandanten:
Im Katastrophenfall sind Handys eine sehr unsichere Sache und es ist überhaupt kein Verlass darauf! Unbedingt alte Funknetze aufrechterhalten!!

Von Hans-U. Jakob

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