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Kaffeesatzlesen beim BECO

Kaffeesatzlesen beim BECO (Bernisches kantonales Amt für Wirtschaft)

Die Bernische Kontrollstelle für nichtionisierende Strahlung macht abenteuerliche Prognosen.

Bei der Hochspannungsleitung Wattenwil-Mühleberg schrieb das Amt: „Wir haben das Projekt anhand eines Augenscheins im Gelände überprüft und festgestellt, dass die Grenzwerte an allen Orten empfindlicher Nutzung eingehalten sind.“
Das Dumme an der Sache: Die Leitung existiert noch gar nicht, ja es gibt nicht einmal Bauprofile und trotzdem hat das Amt im Gelände festgestellt, dass die Abstände überall stimmen. Ein beneidenswertes Augenmass müssen die haben, dass die sogar unsichtbare Leitungen sehen! Beim BECO sieht man offenbar nicht nur unsichtbare Leitungen, sondern auch noch unsichtbare Studien.

Evi Gaigg, 1.5.06

Gemeinde Wahlern sistiert Antennengesuch
Die Gemeinde Wahlern BE hatte beschlossen, Antennengesuche so lange zu sistieren, bis die TNO Replikationsstudie der Uni Zürich erschienen ist und hat sich damit über die Empfehlungen des Beco (kantonales Amt für Wirtschaft) hinweggesetzt. Da das Bundesgericht leider entschieden hat, Antennengesuche dürften nicht mit dem Verweis auf laufende Studien verhindert werden, haben die Betreiber nun anscheinend Oberwasser und der Gemeinderat befindet sich in der Defensive. Dennoch: hat sich der Gemeinderat von Wahlern geschlossen auf die grossmehrheitliche Ablehnung in der Bevölkerung berufen und beschlossen, Antennenbaugesuche zwar gezwungenermassen zu behandeln aber nicht zu bewilligen und will es darauf ankommen lassen.

Peter Matti, (Beco) als Kaffeesatzleser und Prophet
Erinnern wir uns: Die 3. geheimgehaltene Schwarzenburg-Studie wurde mit einer Verspätung von sage und schreibe 8 Jahren jetzt publiziert, und dies mit ausserordentlich brisanten Ergebnissen! Wären also die Ergebnisse der TNO Replikationsstudie so eindeutig, sie müssten längst auf dem Tisch liegen. Die Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Zeitschrift wird seit Mitte 2005 zurückgehalten, weil sie vorgängig von sog. unabhängigen Peers geprüft werden muss – und das dauert immer noch an. Ein Zeichen, dass es gar nicht so einfach ist, die Studie so zu präsentieren, dass jene Ergebnisse herauskommen, wie sie erfahrungsgemäss zu erscheinen haben, wenn die Industrie kräftig mitgesponsert hat.

Die wissenschaftliche Zeitschrift hätte sich aber die ganze aufwändige Arbeit der Peers ersparen können, ja sie müssen sich geradezu als Dummköpfe vorkommen, denn sie hätten doch nur den Experten für nichtionisierende Strahlung beim Beco, Peter Matti, befragen müssen. Dieser weiss nämlich schon lange zum voraus , was drin steht. Die Studie werde „hochstilisiert!“, sagte er und sie werde keine Rückschlüsse auf die Gesundheit von Testpersonen zulassen. (Quelle: Bund 21.2.06).

Es ist noch viel mehr Forschung nötig
Was wir allerdings heute schon ahnen: Unter der Studie wird der wohlbekannte Satz oder ein ähnlich formulierter stehen: „Es ist noch viel mehr Forschung nötig.“ Klar, sonst sägen sich Wissenschafter den (finanziellen) Ast ab, auf dem sie sitzen und machen sich selbst zu Arbeitslosen, denn weitere Forschungsaufträge würden dann natürlich ausbleiben. Das weiss vermutlich auch Peter Matti, darum hat er wohl auch seine kühne Prophezeiung (siehe oben) gewagt.

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Von Hans-U. Jakob

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