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Jahresbericht 2003, Teil 2

gigaherz.ch
Schweizerische Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betrofferner
Gruppe Hans-U.Jakob

Jahresbericht 2003, Teil 2

zu Handen der Generalversammlung vom 17.1.04 in Thalwil ZH, verfasst von Evi Gaigg

18. Preis für die grösste Scheinheiligkeit
Anlässlich des Kongresses verliehen wir den Oskar für die grösste Scheinheiligkeit in Sachen Mobilfunk. Der erste Preis, eine Oskar-Statue, mit Heiligenschein und Antenne auf einem mit Miniaturhandys verzierten Sockel, fiel durch einstimmigen Juryentscheid an Bundesrat Leuenberger. Die Grundlage für die Verleihung und die Laudatio hat er uns selbst in einem Interview in der Coopzeitung geliefert. An zweiter Stelle steht Dr. Röösli vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin als einer, der sich in seiner Stellung offenbar keine mutige Stellungnahme erlauben kann, an dritter die Genossenschaft Migros mit ihrer Bewerbung der Jugendlichen und Kinder mit Handys. Pfarrer Sieber, mit der Antenne in einem Wegkreuz neben seiner Drogenstation, hatte den Vertrag gekündigt und ausserdem zuvor keine Kenntnis über die Gefährlichkeit. Wir verzichteten auf eine Preisverleihung, weil dieser Mann schon viel Gutes getan hat.

19. Ein grosses Licht ist erloschen
Einer unserer grössten, besten und ehrlichsten Wissenschafter, Dr. Neil Cherry ist letzten Sommer an einer unheilbaren neuromotorischen Krankheit in seiner Heimat Neuseeland gestorben. Ihm verdanken wir die Aufdeckung der Machenschaften der ICNIRP und damit eine der wichtigsten Grundlagen für unsere Arbeit. Mit ihm haben wir einen der Besten und Wertvollsten verloren. Das hat uns tief betroffen gemacht. Der Name Neil Cherry ist bekannt geworden rund um den ganzen Erdball, als Symbol für seriöse Wissenschaft, Wahrheitsliebe, Kampfgeist und grosses Verantwortungsbewusstsein, ja Demut, gegenüber Mensch und Natur auf der ganzen Erde. – Wir trauern um Dr. Neil Cherry, denn eine Persönlichkeit und ein Wissenschafter seines Formats ist nur sehr schwer zu ersetzen. Aber er hat sein Werk so weit geführt, bis in die Tage seiner schweren Krankheit, dass wir auf seinen Erkenntnissen aufbauen können, und dies mag uns allen ein Trost sein. Mit Dr. Neil Cherry ist ein grosses Licht erloschen. Bestimmt jedoch hätte er gewünscht, dass wir uns alle sein Motto zu eigen machen: „Es ist besser, ein Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu fluchen.“ Wir wollen es mindestens versuchen, denn das Leben geht weiter.

20. Unbequeme Wissenschafter werden eliminiert
Gegen Ende dieses Jahres erreichte uns die Nachricht, der Umweltmediziner, Prof. Dr. Frenzel-Beyme sei ganz nach dem Muster des bekannten Biophysikers Dr. Lebrecht v. Klitzing und von Dr. Andras Varga von der Uni Heidelberg, per Express von seiner Universität Bremen vorzeitig in Rente geschickt worden. Nach deren Ansicht hat er auf der falschen Seite geforscht und ist daher zu unbequem geworden. Auch Dr. Santini aus Villeurbanne wurde ja seine Forschungsarbeit verboten. Wer zuviel weiss und es auch noch sagt, wird einfach eliminiert.

Prof. Dr. Frenzel-Beyme hat schon seinerzeit im Vorfeld der Abschaltung des Schwarzenburger Kurzwellensenders durch seine klaren Ausführungen für recht betretene Gesichter von BAKOM-Direktor Marc Furrer und anderen Behördenmitgliedern gesorgt. Mit seinem damaligen Auftreten, von so weit her kommend und bei ausgesprochenem Schlechtwetter, hatte niemand gerechnet. Ohne Übertreibung hat er mit seinen klaren Ausführungen massgebend dazu beigetragen, dass die damals grösste elektromagnetische Dreckschleuder des Landes, der Schwarzenburger Kurzwellensender, abgeschaltet wurde, statt diesen mit einer Verfünffachung der Sendeleistung, als Sanierung getarnt, dem Volk rigoros und schamlos aufzuzwingen. Wie weit es mit der Forschungsfreiheit, auch in einem „freien“ Europa, her ist, musste nun Prof. Frenzel Beyme am eigenen Leib erfahren. Wer auf der falschen Seite forscht, kann gehen. Geblieben ist sein Widerstand gegen die elektromagnetische Verseuchung. Da er jetzt nicht mehr Forschungsaufträgen für die Uni nachrennen muss und ein Hinauswurf auf Druck der Telekommunikationsindustrie der beste Ausweis für einen Wissenschafter ist, hat er jetzt genügend Zeit und wir hoffen, dass er uns diese und sein wertvolles Wissen zur Verfügung stellen wird.

21. Es gibt nichts, was es nicht gibt oder: der Zauber von Hemberg
Personen der Handlung in dieser Posse sind neben der betroffenen Bevölkerung, Ständerätin und Ombudsfrau Erika Forster, die Vertreter der Swisscom, die im Hemberger Kirchturm eine Antenne betreibt und der ägyptische Dr. Ibrahim Karim mit seiner Wissenschaft, „Biogeometrie“ genannt. Er wollte aus dem wohlgemerkt verstrahlten Dorf einen Höhenkurort machen und zwar mit dem Anbringen sogenannter biogeometrischer Zeichen, in Form von Plexiglasplättchen an Kabeln und Leitungen der Antenne, mit dem Aufstellen und Anbringen von Figuren, die Mundstücken aus gläsernen Wasserpfeifen und gedrechselten Stuhlbeinen aus Holz ähneln in den Häusern.

Die Beschwerden verschwanden angeblich, jedenfalls bei jenen, die an die Wirksamkeit der Zauberzeichen glauben, Diejenigen, die nicht dran glaubten, mussten die angebrachten Zeichen wieder abgeben. Ruchbar wurde die Sache vorzeitig trotz verhängten Redeverbots. Darum konnte unser Messteam einen Tag vor Erscheinen des Doktors aus dem Orient vor Ort die Strahlung messen. Zwei Wochen später waren die Werte um den Faktor 4 gesunken und nochmals 2 Monate später gar um den Faktor 20. Die Swisscom behauptet, die Sendeleistung nicht verringert zu haben und was Jakob gemessen hat, sei falsch.

Dumm nur, dass unsere Messkurven und die Fotos mit den merkwürdigen Zeichen schon auf der Internetseite Gigaherz, für alle Welt zu sehen, veröffentlicht waren. Wir hätten die Bilder und den Beitrag innert 10 Tagen aus dem Netz zu nehmen und eine Berichtigung zu veröffentlichen, liess uns Frau Forster durch ihren Fürsprecher mitteilen. Wir dachten nicht einmal im Traum daran, sondern antworteten, Frau Forster könne uns, wenn es ihr beliebt, beim Gericht verklagen. Bezeichnenderweise ist dies bis heute nicht geschehen.

Jetzt erklärte sie auf ihrer Internetseite der Ombudsstelle, das Bakom habe unsere Messkurven überprüft, sie entsprächen nicht den Messvorschriften und seien falsch interpretiert worden. Frau Forster, technisch völlig unversiert, schrieb brav ab, was man ihr in die Feder diktierte und verhedderte sich dabei hoffnungslos in technischen Massen und Begriffen. Wäre das Ganze nicht so ernst, es könnte für Fachkundige höchstens als humoristische Einlage dienen. Jedoch was Hans-U. Jakob gemessen hat, ist lupenrein, vor einem Beweis, nötigenfalls vor Gericht, fürchtet er sich nicht. Mit der Erfahrung von 10 Jahren Schwarzenburger-Kurzwellen-Senderkrieg und 4 Jahren Mobilfunkkampf hat er die Tricks der Betreiber längst durchschaut. Was war in Wirklichkeit geschehen? Die Senderichtung wurde so verändert, dass die meiste Strahlung nicht mehr die Dorfbewohner trifft. Das von der Swisscom vorgewiesene Sendeprotokoll, eine Excel -Tabelle, lässt sich im Nachhinein jederzeit mit anderen Zahlen füttern und präsentieren. Die Swisscom muss nur einen Dummen finden, der auf solche Mätzchen herein fällt. Wir jedenfalls nicht.

Sowohl Swisscom als auch die Ombudsfrau sitzen einigermassen in der Klemme, denn: wie will Frau Forster jetzt die übrigen mindestens 100 Dossiers, die auf ihrem Tisch liegen, erledigen? Auch alle mit Ibrahim Karims Wunderfiguren? Und wer zahlt das? Logischerweise müsste das die Industrie als Verursacher übernehmen und dies hätte wohl eine landesweite Kettenreaktion zur Folge. Anders, als mit der Erklärung, die Beschwerden und deren Verschwinden nach Karims Tätigkeit, beruhten auf Einbildung, wird die Swisscom kaum operieren können. Darum ist momentan ohnehin Totschweigen angesagt. Dann aber ist Karim ein Scharlatan und Frau Forster seine Komplizin. Oder Karim hat Recht? Dann fragen wir uns, wieso er für eine so bahnbrechende Entdeckung, schlechte Strahlung in gute verwandeln zu können, nicht längst einen Preis erhalten hat. Viele Menschen glauben nach wie vor an Magie und an geheimnisvolle Zeichen. Daher macht möglicherweise Karim damit ein Riesengeschäft und kann auf den Nobelpreis verzichten. Wie zu vernehmen war, sind Kurse in Biogeometrie mit happigen Kursgeldern bereits angesagt. Geschäftstüchige Scharlatane haben sich schon an diese Masche angehängt und versuchen, abgesägte Stuhlbeine zu vermarkten und Glasfiguren, die aber nur wirken, wenn drei Sandkörner, wohlgemerkt ägyptische, eingefüllt werden. Vielleicht findet sich schnell ein Unternehmen, das sein Geschäft mit dem Import ägyptischen Sandes macht? Wer weiss? Wir jedenfalls hätten uns selbst in den kühnsten Träumen kein solches Theater erwartet, noch dazu mit Beteiligung einer Politikerin und Vertretern der einschlägigen Industrie. Spielverderber beim erwähnten Totschweigen der ganzen Sache sind wieder einmal wir, mit der Internetseite Gigaherz. Wieso sonst hätte sich der Hemberger Gemeindepräsident dermassen aufgeregt, weil bei Eingabe von „Hemberg“ in die Google Suchmaschine im Internet als drittes der Beitrag „Das Komplott von Hemberg“ erscheint?

22. Die Bundesämter
Oft gewundert haben wir uns über das Bundesamt für Gesundheit, wo offenbar permanent falsche Mitarbeiter am falschen Platz sitzen, nämlich Physiker statt Ärzten, die Empfehlungen herausgeben, die die Gesundheit des Volkes torpedieren als dass sie sie schützen.

Das Buwal weiss mittlerweile schon viel mehr als es zugibt oder besser gesagt, zugeben darf. Seine Messempfehlungen für nichtionisierende Strahlung halten jedoch den Erfordernissen nicht stand. Messungen müssen beim Betreiber vorgängig telefonisch angekündigt werden. Erfragt werden muss, auf welche Senderichtung und auf welche Sendeleistung die Anlage gerade eingestellt ist, damit der maximale Strahlungswert hochgerechnet werden kann. Die Netzbetreiber können somit jeden Messtechniker mit Hausnummern bedienen, wenn es ihnen beliebt, siehe Beispiel Hemberg. Eine solche Messempfehlung ist vergleichbar mit einer Radarkontrolle der Polizei, bei der der geblitzte Fahrer die Tourenzahl und den Gang in welchem er gerade fuhr, zur Hochrechnung der effektiven Geschwindigkeit angeben müsste. Jeder kann sich darauf selbst einen Reim machen.

Das schlimmste aller Bundesämter, wo am meisten gelogen und gemogelt wird, ist jedoch – für uns keineswegs neu – das BAKOM. Im Fall Hemberg beschied es ja Frau Forster, wie schon gesagt, unsere Messdaten entsprächen nicht den Messvorschriften und seien falsch interpretiert worden. Dabei gibt es gar keine Messvorschrift, sondern überhaupt nur eine Messempfehlung. Und dieser Empfehlung folgen wir nicht, weil wir einen solchen Unsinn, wie soeben beschrieben, nicht mitmachen. Mitmachen werden dies höchstens akkredidierte Messfirmen, die entweder den Mobilfunkbetreibern gehören oder daran beteiligt sind. Und da „kratzt eine Krähe der anderen kein Auge aus.“ Die eindringliche Warnung der Bewilligungsbehörden und der Öffentlichkeit vor akkreditierten Messbüros gehört zu einer unserer wichtigsten Aufgaben. Deren Atteste dienen höchstens der eigenen Gewissensberuhigung, nicht aber den vitalen Interessen der betroffenen Bevölkerung.

Das BAKOM als Bundesamt für Kommunikation hätte eigentlich eine Aufsichtsfunktion auszuüben. Es ist jedoch zum grössten Mobilfunkpromotor des Landes geworden. Es verkauft millionenschwere Lizenzen und organisiert mit Steuergeldern Pro-Mobilfunk-Kongresse und Festivals. Es ist infolgedessen Partei und kann daher nicht gleichzeitig Aufsichtsbehörde sein, schon gar keine neutrale

23. Lichtgestalten
Eine solche lernten wir an einem Informationsabend in Aarwangen in der Person von Jürg Siegrist kennen. Er wehrt sich mit aller Kraft und auch mit starkem finanziellem Engagement gegen die Erstellung einer Mobilfunkantenne in seiner Nähe. Neben unserem Präsidenten, der dort vor einem grossen vollen Saal interessierter Zuhörer einen Vortrag hielt, konnte er einen Arzt, einen Lehrer, einen Landwirt und eine vom Mobilfunk betroffene Operationsschwester mobilisieren, die sehr eindrücklich ihre Erfahrungen schilderten. Zwei von Jürg Siegrist aufgebotene Anwälte standen für Gratisauskünfte zur Verfügung. Selbst elektrosensibel und zudem amalgamgeschädigt, musste er einige Monate in der Aeskulap-Klinik verbringen und weiss daher, wovon er spricht. Sein Feuer sprang auf die Zuhörerschaft über und er konnte diese mit seinem Mut und seiner Zuversicht anstecken. Als Unternehmer hat er es wohl etwas leichter, tiefer in die Tasche zu greifen als viele Betroffene, aber er tut es und er tut es nicht nur für sich selbst, auch nicht nur für seinen Wohnort, sondern er trägt dieses Feuer unter alle, die vielleicht zur Resignation neigen könnten. Trotz des ganzen für sein Unternehmen finanziell unproduktiven Aufwandes, der sich durch seine und die seiner Mitarbeiter gratis investierten Arbeitszeit ergibt, hat Jürg Siegrist auch an die Kasse unseres Vereins mit einer schönen Spende gedacht. Wir danken herzlich dafür im Namen des Präsidenten, des Vorstandes und unserer Mitglieder.

24. Ausblick
Es wartet noch viel Arbeit auf uns. Denn wie das vergangene Jahr zeigte, müssen wir uns mit Dingen herumschlagen, an die wir in den wildesten Träumen nie gedacht hätten. Auch wenn uns eine Steigerung im Augenblick nicht mehr möglich scheint, wir sind sicher, sie kommt. Daher gibt es kein sanftes Kissen zum Ausruhen, sondern wir brauchen statt dessen ein starkes Ruder, um im Strom nicht unterzugehen, eine dicke Elefantenhaut, um die Stösse besser ertragen zu können und viele Gleichgesinnte, die uns im Kampf ums Recht unterstützen.

Jeder Mensch ist ein Sender, doch viele haben kein Programm. Wir aber haben eins!

Von Hans-U. Jakob

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