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Internationaler Workshop über biologische Wirkungen

3. Internationaler Workshop über biologische Wirkungen

der elektromagnetischen Strahlung (EMS), in Kos, Griechenland 4.-8. Oktober 2004

Von Sianette Kwee, Universität Aarhus, Dänemark
Übersetzung von Evi Gaigg, und dipl.Ing. Lothar Geppert, 6.11.04

Es sah fast nach einer Verschwörung aus
„Negative und No-Effekte“ was das Motto dieses Meetings; also wieder ein Schritt rückwärts. Es sah fast nach einer Verschwörung aus. Das Australische Zentrum für radiofrequente Bioeffekte-Forschung war stark vertreten durch in vitro- und in vivo-Studien (Anm: im Reagenzglas und am Lebewesen) vertreten, alle unterstützt durch Telstra und Motorola, welche auch das Expositionssystem für diese Versuche bereitstellten.

Unter anderem war eine Arbeit dabei, die die Wiederholung der Studien durch die Salford-Gruppe sein sollte (#B6:4, Anm.: Finnie & Gebski, vom obigen Zentrum), über die Blut-Hirn-Schranke und über dunkle Neuronen. Sie haben keinerlei Wirkungen gefunden.

Nur 6 statt 600 Mäuse
Ihr Experiment wurde in wesentlich kürzerer Zeit durchgeführt, und auf die Frage, wieviel Mäuse sie benutzt hätten, kam die Antwort. 6 Mäuse. Aber die Salford-Gruppe verwendete Hunderte von Mäusen! Von der Salford-Gruppe wurde über neue Resultate berichtet. Die zeigten, dass es sogar nach 50 Tagen keine Änderung in der Anzahl von dunklen Neuronen (Anm.: geschädigte Nervenzellen) bei 136 Mäusen gab. Tatsächlich hat eine Gruppe aus Bordeaux, Frankreich die gleichen positiven Resultate der Salford Studie erreicht. Aber es wurde nicht gestattet, diese Studie zu veröffentlichen, und der Wissenschafter, der sie durchgeführt hat, ist verschwunden.

Eine andere australische Studie wurde an menschlichen Zellen und Hitzeschock-Proteinen (#B2:4, Anm.: Blood et al., vom obigen Zentrum) durchgeführt. Keine Änderung auf der Übertragungsebene oder Aufzeichnungen von Hitzeschock-Proteinen wurde gefunden. Als gefragt wurde, wieviele Versuche durchgeführt worden waren, war die Antwort: Eines. Tatsächlich wurde noch ein Experiment mehr durchgeführt, aber weil ein positives Ergebnis herauskam, wurde es als „falsch-positiv“ bewertet und überhaupt nicht beachtet. Diese Gruppe hat nun einen Fond erhalten, um meine Studien innerhalb eines Jahres zu wiederholen. Jedoch haben wir niemals weniger als 20-30 unabhängige Versuche gemacht.

Es macht einen traurig zu sehen, was sie mit der Wissenschaft angestellt haben.
Dr. Pomerai versuchte sehr deutlich, die Fehler in seinen ersten Studien mit den Würmern , die positive Wirkungen ergeben hatten, zu erklären. Er hat mir fast leid getan. Es entstand der Eindruck, dass er Fehler der elementarsten Art gemacht hat (Bedienung, Expositions-berechnungen etc.) oder dass das Verlagskomittee der Zeitschrift, in der diese Artikel publiziert worden waren, darunter die angesehene „Nature“, während der Prüfung seiner Studie eingeschlafen war. Er stellte einige negative Ergebnisse vor, jedoch kaum relevante. Dies mündete in eine sarkastische Frage von Adlkofer (REFLEX), ob er die Expositionsapparatur eingeschaltet hatte.

Dies sind nur ein paar Beispiele, aber genug, um den bedrückenden Trend in der EMF-Forschung zu zeigen. Es macht einen traurig zu sehen, was sie mit der Wissenschaft angestellt haben. Sie sind weit vom ursprünglichen Vorhaben abgekommen, dass eine wissenschaftliche Studie etwas ist, was einem anvertraut ist, auch moralisch, und dass sie auch immer ein Teil von einem selbst wird. Tatsächlich hat die Industrie die Forschung in Zusammenarbeit mit willfährigen Wissenschaftern korrumpiert.

Wie Repacholi in seinem Update des WHO EMF-Projekts (#PLII:1) bemerkte, werden Wiederholungsstudien empfohlen, aber sie müssen nicht eine exakte Wiederholung einer Originalstudie sein. Mit anderen Worten: Sie könnten verändert werden, um zu einem erwünschten Resultat zu passen? So oder so, wer möchte, dass seine Arbeit durch eine Schar von Amateuren wiederholt wird?

Die Industrie versucht Publikationen zu verhindern
Der REFLEX-Bericht wurde offiziell noch nicht publiziert. Der Grund ist der, dass die Industrie versucht, dies zu verhindern. Motorola war durch eine jüngere Ausgabe aktiv vertreten, aber mit denselben Standpunkten. Polen, als eines der Länder, die kürzlich der EU beigetreten sind, hat nun die Möglichkeiten, seine Grenzwerte zu ändern. Seine Original-Grenzwerte waren viel strenger als diejenigen der EU-ICNIRP. Das bedeutet auch für Polen einen Schritt rückwärts.

SAR (Anm: Spezifische Absorptionsrate als Mass für eine Strahlenbelastung) bekommt eine wachsende Zahl von Opponenten und wurde von vielen als nutzlos betrachtet. Eigentlich bezieht es sich auf elektrische Felder und nicht auf Magnetfelder. Vorschläge für andere Arten von Messung und die Art Exposition auszudrücken, wurden gemacht, z.B. durch Polen (#A7:1, Anm.: Trzaska)

Die Melatonin-Theorie wurde auch widerlegt. (#PLI:3, Anm.: Touitou) Sie wird nur bei Mäusen angewendet, nicht beim Menschen. Wahrscheinlich deswegen, weil Mäuse nachtaktive Tiere sind, war die Erklärung.

Beim Versuch, einen Mechanismus für die Wirkungen von EMF und athermische Wirkungen zu finden, ist es nun politisch korrekt geworden, wieder von „Fenstern“ zu sprechen (#PLI:1, Anm.: Markov) Andere Erklärungen waren kooperativ, wie die eine für den allosterischen Enzym-Mechanismus (#PLIII:1, Anm.: Sheppard) Jedoch, ich glaube, wir sollten uns Kaiser (Deutschland) als Experten zuwenden.

Zum Glück war nicht alles finster.
Die Poster zeigten viele positive und interessante Ergebnisse, darunter viele von in vivo-Experimenten. Wahrscheinlich deswegen, weil es sich um meist jüngere Wissenschafter drehte, noch nicht Voreingenommene. Natürlich gab es auch eine Reihe von negativen Replikationen , aber man muss wissen, wer hinter diesen steckt.

Ein spanisches Poster gab es, über eine patentiere Schutzvorrichtung (#58, Anm.: Bardasano et al.) die das Gehirn vor RF schützt, indem es die Messresultate von 4 Hirnwellen aufzeichnet. Dies war sehr ähnlich der Klieesens-Studie vor einigen Jahren. Dieses Projekt wurde durch Siemens unterstützt. Vor einiger Zeit hat ein Siemens Direktor in Deutschland einer dänischen Zeitung gesagt, dass, wenn Mobiltelefone wirklich bewiesene negative Auswirkungen auf die Gesundheit hätten, er dazu bereit wäre, aus dem Mobiltelefon-Markt auszusteigen. Es sei nicht ihr Hauptprodukt. Aber das ist keine Frage für Gesellschaften wie Motorola, Nokia etc. Sie haben alle Gründe, ihr eigenes Produkt zu portieren und sie verwenden alle Mittel um an den richtigen Orten ihren Einfluss auszuüben.

Das ganze Programm des Workshops kann eingesehen werden bei:
http://imm.demokritos.gr/bioeffects04/Program/program.html
aber leider nicht die Abstracts. Jedoch berichten Abstracts nicht immer die richtige Geschichte.

Von Hans-U. Jakob

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