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Handytechnologie ungeeignet zur Zugsführung – Riesenflop bei der SBB

Handytechnologie ungeeignet zur Zugsführung – Riesenflop bei der SBB

Führend wollte man sein, bei der Einführung des drahtlosen Zugleitsystems ETCS. Bereits auf der Teststrecke Zofingen-Sempach zeichnete sich jedoch das Debakel ab. Ungewollte Schnellbremsungen und Zugsausfälle am laufenden Band. Verärgerte Passagiere mussten mit Bussen im freien Feld abgeholt, und die bereits abgebrochenen konventionell verkabelten Signale in einer „Feuerwehrübung“ entlang der 35km langen Teststrecke wieder aufgestellt und angeschlossen werden.

Hans-U.Jakob, 10.07.03

Bereits im November 02 berichteten wir über die misslungenen Versuche der Schweizer Bundesbahnen, mit einer Abart von GSM-Handysystemen, die Informationen für die Lokführer direkt drahtlos auf Bildschirme in die Führerstände zu übertragen. Statt durch die Frontscheibe der Lok auf die rot-gelb-grünen Signale entlang der Strecke zu achten, sollte der Lokführer nur noch auf den Bildschirm starren, auf welchem ihm weit voraus der Streckenzustand und die Standorte vorausfahrender oder entgegenkommender Züge angezeigt werden sollten. Dies soll nötig sein, um bei Geschwindigkeiten über 200km/h rechtzeitig Bremsmanöver einleiten zu können. Denn bei 200 km/h werden konventionelle Signale vom menschlichen Auge oft zu spät wahrgenommen, um rechtzeitig anhalten zu können. Ein Bremsweg kann sich bei diesen Geschwindigkeiten über viele 100m erstrecken.

Die Handytechnologie mag gerade genügen, um sinnloses Palaver oder noch sinnlosere Bildchen durch die Luft zu schicken. Dass diese nicht taugt, um Intercity-Züge bei Geschwindigkeit 200 sicher zu führen, lag eigentlich auf der Hand.
Doch die von jugendlichem Uebermut geprägte Entwicklungsmannschaft versprach im November 02, die Kinderkrankheiten bis Mitte 03 behoben zu haben, damit die 45km lange Neubaustreke Rothrist-Mattstetten der Bahn 2000 nicht mehr mit konventionell verkabelten Signalen ausgerüstet werden müsse.
Das Versprechen konnte nicht gehalten werden. Jetzt sehen sich die SBB veranlasst, in einer weiteren „Feuerwehrübung“ statt Duzende von strahlenden Handy-Sendemasten, auf der Neubaustrecke wieder die altbewährten verkabelten Signale aufzustellen.
Mit dem Aufstellen ist es jedoch bei weitem nicht getan. Etliche Kilometer an Kabeln müssen gezogen und angeschlossen, sowie die erforderlichen Stellwerke gebaut oder umgerüstet werden.

Kinderkrankheit oder höherer technischer Blödsinn? Die SBB müssten sich jetzt wirklich überlegen, ob sie an dem von einer hirnverbrannten EU-Kommission diktierten System weiter herumdoktern oder die ganze Uebung nicht besser abblasen und sich für die Zugleitung etwas Sinnvolleres als die strahlende Handy-Technologie einfallen lassen sollten.

Die Züge werden wegen des missratenen drahtlosen Zugleitsystem auf der 45 km langen Neubaustrecke statt mit den vorgesehenen 200km/h vorderhand nur mit 160km/h verkehren und werden deshalb von Bern nach Zürich ca. 3 Minuten länger benötigen, und die Anwohner der Neubaustrecke bleiben von giftigem hochfrequenten Elektrosmog noch einige Zeit verschont. Sie werden ohnehin genug an den Magnetfeldern des niederfrequenten Fahrstromes zu ertragen haben.

Die Frage sei erlaubt: Was hätten die Passagiere wohl mit den 3 gewonnenen Minuten in Zürich oder Bern gemacht?

Quellen: Radionachrichten DRS-1 und Berner-Zeitung vom 10.7.03

Interner Link zur Vorgeschichte:

Die Lok bockt und die Drohne türmt (unter Forchung und Technik)

Von Hans-U. Jakob

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