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Getarnte Antennen im Zugerland

Getarnte Antennen im Zugerland

Von A.Masson, Baar 7.7.2001

Auch das noch – Tarntennen !

Geheime Antennen – braucht niemand zu nennen!
Wer Orte will kennen, weil Fragen ihn brennen,
hat selbst noch zu rennen… bis Aemter erkennen,
dass Menschen nicht Hennen, noch Schafe, die pennen.

Erstens kommt es anders…

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie allerlei juristische Einsprachen und Beschwerden geschrieben haben, um den X-Platz in Ihrem Quartier Antennen-frei zu halten ? Und dann erfahren Sie, dass genau auf ihrem X-Platz schon längstens Antennen strahlen – klammheimlich und getarnt, nie öffentlich ausgeschrieben! So geschehen auf dem Bundesplatz in Zug, wo Orange eine neue Antenne bauen will – aber dort bereits zwei Antennen in Betrieb hat! Oder auch am Bahnhofplatz in Baar. Oder auch bei der Kirche in Cham, wo schon lange gestritten wird. Lasst die Leute streiten – Hauptsache ist, dass unsere Telefonantennen in Betrieb stehen, sagt sich Orange.

…. und zweitens als man denkt

Möglich sind solche Verschleierungs-Spiele dank einem Trick: Antennen mit einer Leistung unter 6 W fallen nicht unter das Gesetz. Also gibt es auch keine Immissions- und Anlagegrenzwerte, keinen Anhang 2, in dem die Strahlung begrenzt wird. Kein Ausschreibeverfahren, keine Einsprache- oder Beschwerdemöglichkeiten. Nur eben die Strahlung, die gibt es – 24 Stunden pro im Tag.

Bloss 6 W, wenn grosse Antennen 700 W haben, neu sogar mehrere Kilowatt ? Das ist ja ein Pappenstiel, nicht der Rede wert. Tja, es wäre wohl ein Pappenstiel, wenn die kleine, getarnte Antenne auch hoch oben auf dem Dach wäre. Sie ist aber viel näher bei den Menschen. Also ist die Strahlung dort nicht schwächer, sondern ev. stärker als bei den grossen Antennen auf dem Hausdach – allerdings nur im Bereich von wenigen Metern. Und nochmals näher heran kommt man mit dem Kopf zum Handy, hier sind es bloss noch Zentimeter! Und deshalb ist die Strahlung dort nochmals deutlich stärker, obgleich das Handy schwächer sendet als die getarnten Antennen am Strassenrand. Auch das Handy selber untersteht ja nicht dem Gesetz, seine Strahlung ist nicht gesetzlich geregelt – sonst könnte man nicht mehr telefonieren. Es tönt paradox: Je schwächer der Sender, desto höher die Strahlung, falls man gleichzeitig näher herankommt. Oder kürzer: Je stärker die Strahlung, desto weniger greift das Gesetz.

Wie findet man versteckte Antennen ?

Tja, man sollte einfache Strahlungsanzeiger haben! Swisscom oder auch Conrad verkaufen einen blinkenden Kugelschreiber für ca. 20.-, den muss man etwas umbauen, damit er mit normalen Batterien arbeitet statt mit Knopfbatterien. Separate Vibriergeräte sind auch erhältlich, sie sind sogar bequemer, da Hände und Augen frei bleiben. Bei Interdiscount ist mit etwas Glück für Fr. 5.- ein Strahlungsanzeiger zu finden. Man kann versuchen, mit einem Pfannendeckel oder mit einer angebotenen „Verstärker-Antenne“ noch etwas bessere Empfindlichkeit zu machen, weil sich die Strahlung, die vom Sender her kommt, überlagern wird mit der reflektierten Strahlung „von hinten“. Gleichzeitig hätte man eine Art Richtwirkung, höchst erwünscht zur Lokalisation der Antenne. Aber Vorsicht, man kann die Empfindlichkeit mit solchen Tricks auch verschlechtern! Wenn wir unempfindliche Strahlungsanzeiger erhalten haben, bewahren wir sie sorgfätig auf, sie kommen später zum Zug; sobald einmal feststeht, dass auf einem Platz oder in einem Gebäude etwas strahlt, dann können wir die Quelle nur mit einem unempfindlichen Gerät genauer orten. Bei „richtigen“ Strahlenmessgeräten werden wir die Antenne ev. ganz abschrauben müssen, um es unempfindlicher zu machen. Sonst zeigt das Gerät auf dem ganzen Platz Vollausschlag an, und wir könnten nicht mehr sehen, bei welchem Standort die Strahlung am stärksten ist. Ein DECT-Telefon dient uns, die Strahlungsanzeiger punkto Empfindlichkeit zu vergleichen. Man denke daran, dass die Strahlung im überbauten Gebiet äusserst inhomogen ist: Wenn das Blinklicht an einer Stelle stumm bleibt, so kann es schon 5 oder 10 cm daneben bereits lebendig werden und käftig blinken.

Um die Strahlung zu analysieren und einem Betreiber zuzuordnen, benötigt man einen Spektrum Analyzer. Ein relativ günstiges Gerät (ca. Sfr. 2’500.-) ist der Protek 3201 von Hung Chang (geht bis 2 GHz, UMTS ist nicht mehr drin). Ein achtmal teureres, mobiles Gerät bis 3 Ghz (inkl. UMTS) wird von Anritsu verkauft: MS2711A. Liste der Frequenzen der einzelnen Betreiber: www.ero.dk Beim Arbeiten mit dem Spektrum Analyzer sieht man, wie unermesslich viele Frequenzen in der Luft sind: nur für gute Nerven! Es gibt also nicht nur den Mobilfunk…

Ein neuer Rekord (wird aber sicher nochmals überboten)

Mit einem teuren Breitband-Gerät können wir am Bahnhofplatz in Baar messen, dass unser Kopf mit bis zu 20 V/m bestrahlt wird. Damit übernimmt der Kanton Zug die Führung vor Zürich: Bisher lag Thalwil an erster Stelle. Nach einem Jahr Suchen von Strahlungsquellen habe ich an allgemein zugänglichen Stellen nirgends mehr Strahlung entdeckt als auf der nördlichen SBB-Überführung von Thalwil! Sogar auf dem Rigi-Gipfel, wo UKW- und TV-Sender vermutlich mehr als hundert Kilowatt abstrahlen, lag die über alle Frequenzen aufsummierte Feldstärke nicht höher als in Thalwil. Und jetzt also erzeugt ausgerechnet „eine ganz kleine“ Antenne mehr Feldstärke als alle anderen! Allerdings ist diese Strahlung nur auf den ersten Metern wirklich stark, vielleicht 10 m; zum telefonieren reicht die Antenne allemal bis vielleicht 300 m im stark überbauten Gebiet (grob geschätzt auf Grund von Messungen mit dem Spektrum Analyzer). Für grössere Distanzen ergeben dann grosse Sender schon höhere Feldstärke. Mehr Menschen sind von ihnen betroffen.

Selbstverständlich sind nicht die hohen Strahlungswerte an einzelnen Stellen wirklich problematisch (ausser für Leute, die dort wohnen und arbeiten), sondern die Tatsache, dass unser gesamte Lebensraum laufend mit immer mehr Strahlung zugedeckt wird, dass wir uns dem nicht mehr entziehen können – und dass der Widerstand und politische Wille selbst ganzer Gemeinden (Aegerital!) nichts mehr zählt.

Gemessene Spitzenwerte:
a) Baar Bahnhofplatz: 15 bis 20 V/m (bei ca. 1.5 m Abstand zur Antenne, Kopfhöhe), 33 V/m (bei hochgehaltenem Arm), 2 bis 3 V/m (bei ca. 35 m Abstand zur Antenne). Kein Verdacht auf Gesetzes-Überschreitungen bei nahe gelegenen Arbeitsplätzen.
b) Thalwil SBB-Überführung: 5 bis 15 V/m.
c) Rigi-Kulm: 7 bis 13 V/m.

d) Zürich Shopville: 1.5 bis 4.5 V/m (7.2 V/m bei hochgehaltenem Arm).

e) Handy im Betrieb, am Ohr gemessen im Nahfeld: Zeitmittel 50 bis 100 V/m, Spitzenwerte angezeigt von 150 bis 350 V/m (Messung wahrscheinlich nicht mehr zuverlässig). Das Handy reduziert seine Leistung sofort, wenn nicht mehr gesprochen wird. Auch hängt seine Leistung stark ab von der Qualität und Signalstärke der Verbindung.

Alles gemessen mit Wandel&Goltermann EMR-11 (einachsig) und EMR-20 (dreiachsig). Alle Werte bei GSM-Antennen sind gemessen beim momentanen Gesprächsverkehr. Bei vollem Datenverkehr (massgeblicher Wert gemäss NISV) ergäben sich höhere Werte!

Tarnung ist alles

Wichtig ist, dass die Leute nichts von all diesen getarnten Antennen merken – sonst gibt es noch Leserbriefe. Hier einige der bisher gesehenen Tarnformen – abgesehen von den kleinen, flachen oder tassen-förmigen Antennen, die etwa vom Shopville in Zürich her bereits bekannt sind. Es lassen sich die geheimen Antennen besser lokalisieren, wenn man weiss, worauf zu achten ist. Alles folgende bezieht sich auf die bisher gefundenen, getarnten Antennen im Kanton Zug, allesamt betrieben durch Orange (bisher 9 Stück). Zwei weitere mit noch geringerer Leistung durch Swisscom. Ziemlich sicher gibt es aber viel mehr von diesen Kleinantennen!

– Ein Abluftrohr, bei dem man mit dem Feldstecher zwischen Haus und Rohr durch einen Spalt hindurchsehen kann, wirkt verdächtig. Besonders, wenn man im Spalt noch den Antennenträger und die zuführenden Kabel sieht! (Tarnung für eine grosse Antenne)

– Manchmal werden motorisierte Sonnenstoren geschützt mit kleinen Windrädchen. Wenn das Gewitter kommt, zieht der Motor die Storen automatisch hoch. Dreimal gesehen: So ein Windrädchen ist kein Windrädchen, sondern eine Orange-Antenne! Gesamte Höhe: ca. 10 cm. Testen Sie mit dem Spazierstock, und Sie werden die richtigen Windrädchen (drehen sich) sehr leicht unterscheiden können von den getarnten Antennen (drehen sich nicht).

– Allerlei Leuchtreklamen. Mit etwas Glück sehen Sie vielleicht ein Bündel von zwei oder vier Koaxialkabeln, denn die lassen sich nicht so gut biegen, sie können nicht beliebig scharfe Krümmungen machen. Sind so viele, so dicke Kabel wirklich nötig, nur für die Fluoreszenzlampe in der Leuchtreklame ? Besonders an der Oberfläche sanft gewellte Koaxialkabel wirken verdächtig! Sie werden gestrichen in der Farbe der Hausfassade. Kleinere Antennen (z.B. die Windrädchen) haben allerdings nur ein einziges, dünnes, unauffälliges Kabel.

– „Reisebüro SBB“ steht ganz unverdächtig auf dem blauen Kästchen (ca. 30 mal 60 cm). Im Inneren hat es Technik, die mit Ferienreisen wenig zu tun hat – ausser man bestellt das Billet per Handy. Nachts leuchtet es nicht, obgleich es wie eine Leuchtreklame aussieht.

– Allerlei elektronisches Pfeifen und Surren, aus einem seltsamen Wandschrank oder durch die Hausmauer dringend, verrät auch etwas über das Innenleben. Solche akkustischen Pfeifkonzerte sind zu hören mit einem Mittelwellenradio, der sich zwischen zwei Sendern befindet, oder mit einem Lawinensuchgerät Barryvox. Was es denn genau ist, das da pfeift und surrt, bleibt abzuklären. Es kann ein getaktetes Netzgerät sein, ein PC – oder irgendetwas, vielleicht eben eine Basis-Station von Nokia. Aber es sind ganz sicher keine Papierprospekte des Reisebüros, die da im Schrank summen! Die eigentliche Hochfrequenz (900 resp. 1800 MHz) lässt sich mit solchen behelfsmässigen Empfängern nicht hören – ausser jemand kenne da einen genialen Trick ??? Bitte weitersagen!

– Die Leuchtanzeigen von Garangen und Tankstellen waren früher als Blickfang gemeint, so dass man sie von weitem sieht – also ideal für eine Orange-Antenne! Achten Sie auf Strassen, wo es viel Abendverkehr hat, und schliessen Sie spasseshalber vorher eine Wette ab, ob sich in der AGIP- oder VW- oder Opel-Reklame eine Antenne befinden wird oder nicht. Mit etwas Glück oder Erfahrung identifizieren Sie pro Abend mindestens eine Antenne. Werden Wohnräume, Arbeitsplätze bestrahlt ? Wissen die lokalen Behörden um diese Dauerstrahler ?

Was es bei diesen getarnten Antennen nie hat, sind die kleinen Mikrowellen-Schüsseln zur Anbindung an das ganze Netz. Irgendwohin oder -woher müssen die Gespräche ja geführt werden. Da die Kleinantennen weit unterhalb der Dächer montiert sind, haben sie keine freie Sicht zu den nächsten Stationen. Wie die Gespräche weitergeführt werden, ist mir unbekannt (wahrscheinlich mit direktem Anschluss an das Festnetz).

Noch kleinere Antennen sind schlecht zu finden.

Die bisher erwähnten Antennen dienen dazu, Strassen, Plätze, Autokolonnen, grössere Ansammlungen von Leuten im Freien zu beglücken mit der lebensnotwendigen Telefonstrahlung. Nun gibt es auch Indoor-Anwendungen in grossen Einkaufszentren, ev. auch in Firmen und Betrieben. Diese Antennen strahlen noch weniger Leistung ab, und deswegen sind sie nicht mehr leicht zu finden.

Im Metalli-Zentrum in Zug befindet sich zwei Indoor-Antennen, betrieben durch Swisscom (von Orange habe ich nichts gefunden). Mit dem Spektrum-Analyzer wird bald klar, dass sich eine Antenne in den Hallen befinden muss: per Velo sieht man, dass die Strahlung in jeder Richtung abnimmt, wenn man vom Einkaufszentrum wegfährt. Also ist es keine grosse Antenne, welche von ausserhalb einstrahlt. Beim Herumwandeln im Einkaufsparadies, mit Blick auf die Elektronik, ist leider kein deutliches Maximum auszumachen! In einem zweiten Anlauf liessen sich endlich die Antennen lokalisieren. Sie sind übrigens nicht getarnt (fingerdickes, gut sichtbares Stängeli von ca. 20 cm Länge). Da die beiden Strahler im Abstand von ca. 100 m auf derselben Frequenz senden, nimmt die Feldstärke nicht einfach mit der Distanz ab! Oberstes, schwieriges Gebot: Lass Dich nicht verwirren.

Die Intensitäten der Strahlung können vielleicht ermessen werden mit dem folgenden Vergleich. Ich nehme mein empfindlichstes Strahlungs-Blinklicht, ein Swisscom-Kugelschreiber, aufgeklebt auf eine sog. Booster-Antenne, d.h. eine abgestimmte Zick-Zack-Kupferspur auf einem Plättchen. Ab einer gewissen Intensität beginnt das Licht zu blinken, darunter nicht. Dieses Blinklicht beginnt bei den am stärksten belasteten Punkten (Strassen, Gärten, Wohnungen) in der Nachbarschaft von grossen Hausdach-Antennen eben gerade zu blinken: meistens eher knapp (d.h. an nur wenigen Punkten im Zimmer), selten kräftiger (d.h. an fast allen Stellen im Raum oder im Garten). Eine Vergleich mit dem geeichten Messgerät zeigt, dass der Blinkkugelschreiber schätzungsweise ab 1.5 V/m zu blinken beginnt.

Bei den getarnten Antennen von Orange auf Strassen und Plätzen blinkt dieses Gerät in Entfernungen von 15 bis 30 Metern. Näher bei der Antenne erfährt man also mehr Strahlung, als bei stark belasteten Häusern neben den grossen Basis-Stationen. Bei der Antenne auf dem Baarer Bahnhofplatz blinkt es bis zu 65 Meter von der Antenne weg. Man kann also sagen, dass der ganze Bahnhofplatz Baar stärker belastet ist als Wohnungen und Gärten in der Nachbarschaft der grossen Antennen. Allerdings befindet man sich nicht sehr lange auf einem Bahnhofplatz! Bei zwei besuchten Arbeitsplätzen im Bereich des Bahnhofplatzes blinkt es nicht mehr. Dass es umgekehrt noch blinkt im Laden des Detailhändlers, der unmittelbar über seinem Schaufenster seine Leuchtreklame für eine Antenne zur Verfügung stellte, darf nicht verwundern, das sind weniger als 5 Meter Entfernung!
Bei den zwei einzigen gefundenen Indoor-Antennen von Swisscom blinkt es erst in einer Entfernung von einem Meter von der Antenne (Nord), resp. bei einem halben Meter (Süd). Man stelle sich vor, wie viele Orte es in einem grossen Einkaufszentrum gibt, wo technische Einrichtungen untergebracht werden können, und wie gering die Chance ist, per Zufall bis auf einen Meter heranzukommen! Hier eine Antenne zu suchen, ist fast Zeitverlust. Lieber verlangt man in aller Form Auskunft von den Warenhäusern, vom Gemeinderat oder vom Kanton: Wo und wie stark strahlt bei uns in der Gemeinde ? – Mit dem Blinklicht beurteilt, sind diese beiden Indoor-Antennen vergleichbar stark wie ein DECT-Telefon (mit dem Spektrum Analyzer dagegen sehr viel stärker, ev. weil bei der DECT-Strahlung die Bandbreiten von Sender und Empfänger schlecht zusammenpassen).

Nicht vergessen wollen wir die blau-roten Aufsätze, welche seit einigen Monaten auf immer mehr Telefon-Kabinen montiert werden. Wahrscheinlich ist nicht die Verschönerung des Ortsbildes ihre primäre Aufgabe. Sie scheinen noch nicht zu strahlen, oder ich mache einen Fehler beim Suchen (ev. zukünftige UMTS-Antennen ??)

Elektronisches Holpern ?

Darf sich der Träger eines Herzschrittmachers auf dem Bahnhofplatz aufhalten ? Bei der gut zugänglichen Antenne in Baar habe ich versucht, allerlei Fehloperationen bei elektronischen Geräten zu provozieren. Eine Waage, eine Stopuhr, zwei Telefon- und Adress-Speicher, ein Taschenrechner, ein PC – es ist nicht gelungen, nie habe ich auf knapp Kopfhöhe eine Fehlfunktion entdeckt. Denken Orange und die Hausbesitzer auch daran, dass einmal Reinigungspersonal auf die Leiter steigt… ?? Muss man solche Stellen mit lokal starker Strahlung eigens bezeichnen mit einem Kleber, mit einem neu zu erfindenden Symbol ?

Eine Anfrage bei der Herstellerfirma MEDTRONIC wurde so beantwortet, dass Fehlfunktionen erst bei höheren Feldstärken vorkommen sollen (150 V/m). Das wird hier ungeprüft weitergegeben. Eine beigelegte sechsjährige Studie hat die Distanz zum Handy genommen und ist damit ähnlich prekär wie jeder Strahlungsvergleich im K-Tipp: Das Handy kann seine Leistung sehr stark den Verhältnissen anpassen! Wenn nichts bekannt ist über die Signalstärke am jeweiligen Standort, kann man mit solchen Angaben wenig machen. Eindrücklich war dagegen die Feststellung, dass ein Herzschrittmacher ev. dann ausser Betrieb gerät, wenn man zwar telefoniert, aber gar nichts sagt. Die abgestrahlte Leistung ist bei gesendeter „Stille“ zwar minimal. Da das Handy jetzt nur noch selten Strahlungspulse absendet, kann der Herzschrittmacher das Gefühl haben, das sei eine normale Herzaktivität – und stellt seinen Betrieb ein. Bei vollem Gespräch herrscht eine höhere Pulsrate, der Schrittmacher lässt sich nicht täuschen, trotz der viel höheren Abstrahlungsleistung. – Die Studie kommt zum Schluss, dass in 25 cm Abstand zum Handy jede Beeinflussung eines Schrittmachers ausgeschlossen werden könne.

Standorte der bisher gefundenen getarnten Antennen auf öffentlich zugänglichen Stellen:

Zug:
Zentrum Metalli (2 schwächere Indoor-Antennen), Bundesplatz (2 Antennen), Kreuzung Schmidgasse/Bahnhofstrasse, Fischmarkt. Die Distanzen betragen in der Luftlinie ca. 250m, 250 m, 320 m.

Baar:
Nördliche Zugerstrasse, Bahnhofplatz, Kreuzplatz, Büelplatz. Die Distanzen betragen in der Luftlinie ca. 400m, 220 m, 220 m.

Cham:
Kirchplatz. (Nur gerade dieser Platz wurde gezielt untersucht, sonst nirgends).

Bei wenigen weiteren Standorten habe ich Verdacht geschöpft, kann aber das Haus noch nicht ausmachen. Wo strahlt es sonst noch, was bleibt uns noch alles zu entdecken ? Wie viele Tarntennen stehen wohl in einer Grossstadt ?

Kommt, liebe Leute aus nah und fern, bringt Eure Geräte mit und schaut Euch die Plätze an. Lernt, wie sich die versteckten Antennen finden lassen, wie sich Eure Messgeräte verhalten. Dann geht wieder heim und sucht in Basel, in Neuchâtel, in Indemini oben, zählt die Tarntennen in Zürich, findet neue Tarnformen. Sicher wird das, ganz im Sinne der Zuger Tourismusföderung, dem Kanton neue Impulse verleihen.

Zusammenfassend müssen wir erkennen:
Es gibt viel mehr Mobilfunkantennen, als bisher bekannt war. Insbesondere im überbauten Gebiet müssen wir auf gut besuchten Plätzen, Verkehrswegen etc. damit rechnen, dass sich an beliebigen Hausfassaden, in Leuchtreklamen usw. getarnte Mobilfunkantennen befinden.

Die Behörden von Kanton und Gemeinde kennen weder die Anzahl noch die exakten Standorte oder Leistungen der getarnten Antennen.

Falls die Stadt Zug und Baar typisch sind, müssen wir damit rechnen, dass sich ca. alle 250 m (Luftlinie) eine Anlage befindet. Dies gilt natürlich nur im Zentrum, wo es viele Leute hat, nicht in den Aussenquartieren.

Die Strahlung dieser Antennen ist nicht gesetzlich geregelt. Selbst wenn z.B. in einer Wohnung Werte herrschen, die höher sind als sonst erlaubt, schliesst Anhang 1, Ziffer 61 der NISV die Anwendung auf Anlagen von unter 6 W ERP ausdrücklich aus. Auch die Mikrowellen-Verbindungsstrecken und die Handys selbst erzeugen eine Strahlung, die der NISV nicht unterstellt sind.

Nachbarn und Anwohner sind höchstwahrscheinlich nie orientiert worden über diese Strahlungsquellen in ihrer unmittelbaren Umgebung.

Die Strahlung dieser Kleinantennen ist im Bereich weniger Meter stärker als die Strahlung, die uns von den grossen Basisstationen auf den Hausdächern erreicht. Die Tarn-Antennen erzeugen aber längstens nicht so starke Strahlung, wie sie direkt am Ohr beim laufenden Handy herrschen. Dafür strahlen die getarnten Antennen andauernd, auch wenn nirgends telefoniert wird.

Die Anlagegrenzwerte („strengste Bestimmungen der ganzen Welt“) gelten jeweils nur für eine einzige Anlage. Die Strahlung aller anderen Antennen summieren sich immer dazu – von beliebig vielen Antennen. Kein Gesetz kann ausschliessen, dass es in einem Schlafzimmer deutlich höhere Feldstärken gibt, als der Anlagegrenzwert erlaubt.

Einen Punkt auf öffentlich zugänglichem Gebiet, wo die Strahlung der Tarntennen höher wäre als die Limiten der gesetzlich geregelten Strahlung, habe ich auf Kopfhöhe nicht gefunden.

Elektronische Geräte liessen sich nicht in ihrer Funktion stören (Versuchsdauer nur wenige Minuten).

Die Behörden im Kanton Zug wirken punkto eigener Messtechnik und -erfahrung nicht gerade innovativ, haben keine eigene Messgeräte. Eine Firma in Cham könnte Geräte vermieten – zu unanständig hohen Preisen. Ein umso grösserer Kranz ist dem Stadtökologen von Zug zu winden – er will anfangen! Bravo, und danke.

Bilder von getarnten Antennen:

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Heisser Abschied bei E-Feldstärke 30 Volt pro Meter. Die Mobilfunkantenne befindet sich in der Leuchtreklame mit der Aufschrift „Reisebüro SBB“. Der Mikrowellen-Kick vor der Abreise, eine neue Dienstleistung der SBB!

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Da wo Anwohner mit Einsprachen und Beschwerden den Bau einer Mobilfunkantenne in ihrem Quartier verhindern, springt eine bekannte Warenhauskette hilfreich ein. Was aussieht wie eine Leuchtreklame , ist in Wahrheit eine Echt Provokative Antenne, abgekürzt EPA.

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Machen Sie den Spazierstocktest. Lassen sich die Windmesser mit den 3 Halbschalen drehen, sind es tatsächlich Windmesser welche bei Sturm die Storenautomatik zum Hochziehen der Storen veranlassen. Sind sie jedoch fix, sind diese nicht etwa eingerostet, sondern es handelt sich um Mini-Antennen einer versteckten Mobilfunk-Basisstation.

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Von Hans-U. Jakob

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