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Die Helden sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.

Die Helden sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.

Von Hans-U.Jakob, Schwarzenburg 14.05.2001

Im frühen Mittelalter musste einer mit Pfeil und Bogen gegen die Tyrannen antreten um
als Held zu gelten. Winkelried musste sich sogar zwei Arme voller Speere in die Brust rammen. Die Anforderungen an Helden und Heldinnen wurden dann im Laufe der Jahrhunderte immer grösser.
Zum Beispiel galt es, eine gehunfähige Grossmutter aus einem brennenden Haus zu holen, oder ein ertrinkendes Kind aus einem eisigen, reissenden Fluss.
Meine persönlichen Helden sind die freiwilligen Helikopterbesatzungen von Tschernobyl, welche tonnenweise Sand in den brennenden Reaktor abwarfen, obwohl sie ganz genau wussten, dass sie von dem Augenblick an, in welchem sie das atomare Feuer zum ersten Mal erblickten, nur noch 3 Monate zu leben hatten. Oder der Polizeitaucher, der ohne zu zögern zu seinem in der Thuner Schleuse festgeklemmten Kollegen abtauchte, obschon er ganz genau wusste, dass er mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit nicht helfen, dafür aber selber ums Leben kommen würde.
Doch solche Heldentaten erübrigen sich heute glücklicherweise dank der modernen Handy-Technologie. Das Handy gezückt, 3 Ziffern eingetippt und schwupp schon sind Sie ein Held oder eine Heldin. So stand es zumindest in der Schweizer Illustrierten vom 7.Mai 2001.

Fuhr da einer auf der Landstrasse und entdeckte 2 Bremsspuren die sich im Gebüsch neben der Strasse verloren. Der hielt an, stieg aus, machte ein par Schritte. Welch grossartige Anstrengung! Vielleicht hat es sogar geregnet und er hat sich dabei noch dreckige Schuhe geholt? Dann begegnete er dem Fahrer des verunglückten Wagens, welcher ihm mit gebrochenem Arm entgegenwankte. Keine Schocklagerung, keine Beatmung, keine Luftröhrenreinigung (Absaugen von Erbrochenem) keine Blutstillung, keine Schienung des Bruches, nichts von alledem war nötig.
Lediglich das Handy gezückt, 3 Ziffern eingetippt und geschrien: „Da ist einer mit einem gebrochenen Arm, bitte sofort abholen!“ Und schon wurde er zum Helden der Nation erkoren oder auf Neudeutsch gesagt, als Handy-Hero gefeiert. Wie einfach doch alles geworden ist, seit es Handys gibt! Kaum zu glauben dieser Fortschritt!

Und dann die Belohnung! 3 Jahre gratis Telefonieren. Drahtlos versteht sich.
Die Belohnung ist aber gar nicht so fürstlich, wie dies auf den ersten Blick scheinen mag.
Ein Gemeinderat etwa, der den Bau eines Sendemastes in seiner Gemeinde ohne nennenswerte Verzögerung durch Baueinsprachen über die Bühne bringt, erhält das Doppelte, nämlich 6 Jahre. Nicht etwa Knast, nein gratis Telefonieren. Macht in bar gut Fr. 36`000.00

Lässt der flächendeckende Mobilfunk die Bevölkerung wirklich dermassen verblöden, dass diese sich so einen Hawas servieren lässt? Haben die Wissenschafter, welche voraussagten, dass Mobilfunkstrahlung die Denkfähigkeit stark herabmindere, am Ende doch noch recht gehabt?

Von Hans-U. Jakob

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