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Der Tagungsband über unseren 3.Kongress vom Nov.05 ist soeben erschienen

Der Tagungsaband über den 3. Nationalen Kongress Elektrosmog-Betroffener in Olten (Schweiz) vom 19.11.05 ist soeben erschienen

Wegen dem grossen Umfang, welcher dieser Tagungsband angenommen hat (400 Seiten A4) und wegen der chronischen Ueberlastung unserer NIS-Fachstelle, hat die Anfertigung und der Druck dieses Jahr etwas länger gedauert. Auch musste zuerst noch vieles von unser Sekretärin übersetzt werden. Wofür Ihr an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt sei.

Der Tagungsband kann ab sofort bei unserem Kassenverwalter
Herrn Erwin Bär, Hauptstrasse 14, CH-8214 Tägerwilen TG
bestellt werden.
Tel: 0049 71 669 14 94
Fax: 0049 71 669 34 54
e-mail: erwinbaerATbluewin.ch

Die Kosten betragen sFr. 40.00 oder 30.00 Euro
Lieferung ins Ausland nur gegen Voreinzahlung auf die Raiffeisenbank Tägerwilen Schweiz
BLZ 81412 Konto 35002.19 Vermerk: Tagungsband 3

Hier nochmals eine kurze Zusammenfassung des Inhaltes:

Frau Prof. Dr. Sianette Kwee, die aus Aarhus (Dänemark)
Den ersten Vortrag hielt die Biochemikerin Frau Prof. Dr. Sianette Kwee, die aus Aarhus (Dänemark) angereist war. Auf das Thema „elektromagnetische Felder und Gesundheit“ war sie gestossen, als ihr ein Ingenieur den Vorschlag gemacht hat, mit ihr in diese Richtung zusammenzuarbeiten. Anfangs war sie davon ausgegangen, dass schwache Felder keinerlei biologische Wirkungen haben könnten, bis sie in ihren Experimenten mit niederfrequenten Wellen eindeutige Effekte an Nervenzellen feststellte.
Der erste Teil ihres Vortrages stand unter dem Titel „Märchen und Tatsachen“. Sie zählte einige Behauptungen der Industrie auf, die sie später als zu kurz gedachte Irrtümer entlarvte. Darunter die oft wiederholte Beteuerung, dass die biologischen Effekte, die man nach Kurzzeitexposition festgestellt hat, keine gesundheitliche Relevanz hätten. Eindrucksvoll war die Folie über einen Vergleich der Ergebnisse von Industriestudien mit denen unabhängiger Untersuchungen. Die Analyse von 170 wissenschaftlichen Arbeiten über Handys ergab Folgendes: Während nur etwa 30% der durch Industrieunternehmen finanzierten Forschung einen Effekt zeigt, 70% dagegen keinen, sind die Verhältnisse bei den unabhängigen Studien gerade umgekehrt.
Ausführlich berichtete Frau Prof. Kwee über die Einflüsse elektromagnetischer Felder auf Hitzeschock-Proteine und auf den Zellzyklus, sowie deren mögliche gesundheitliche Folgen. Hitzeschock-Proteine (auch „Stressproteine“) werden ganz allgemein als Reaktion auf die Einwirkung von „Stress“ (nicht nur bei Hitze, wie der Name schon nahe legt, sondern beispielsweise auch bei Chemikalien) gebildet und haben mehrere Funktionen. So etwa reparieren sie beschädigte Proteine und schützen die Zellen gegen äussere Schadeinflüsse, was sich bei der Chemotherapie gegen Krebs negativ bemerkbar macht, da die Hitzeschock-Proteine in diesem Fall die Krebszellen schützen. Zudem regulieren sie den Zellzyklus, indem sie das Wachstum der Zelle stoppen können, bis etwaige Schäden repariert sind. Studien haben gezeigt, dass auch hochfrequente elektromagnetische Felder zur Produktion von Hitzeschock-Proteinen führen und bei normalen Zellen eine Verzögerung des Zellzyklus bewirken können. Bei schnell wachsenden Zellen können sie dagegen zu einem beschleunigten Zellwachstum führen. Allgemein wird die Hitzeschock-Reaktion nach wiederholter oder chronischer Stresseinwirkung schwächer, beziehungsweise es ist ein stärkerer Stress erforderlich um noch eine gleichstarke Hitzeschock-Reaktion hervorzurufen. Dieses Anpassungsverhalten zeigt sich auch bei elektromagnetischen Feldern, was aber nicht bedeutet, dass keine Schädigung mehr auftritt, sondern vielmehr, dass die entstehenden Schäden nicht mehr repariert werden.
Frau Prof. Kwee schlussfolgerte, dass man die beobachteten „Effekte“ als Warnungen verstehen müsse und nicht darauf warten dürfe, bis sich gesundheitliche Schäden in der Epidemiologie nachweisen lassen. Es gebe durchaus schon genügend Studien, um zu wissen, dass elektromagnetische Felder gefährlich sein können. Man dürfe sich nicht auf die Verzögerungstaktik der Industrie einlassen.

Der Vorsitzenden der russischen Strahlenschutzkommission RNCNIRP, Prof. Grigoriev
Mit mehreren Beispielen aus der Wissenschaft belegt er die besondere Empfindlichkeit von Kindern und unterstreicht die offizielle Empfehlung der RNCNIRP, dass Kinder unter 18 Jahren generell keine Mobiltelefone benutzen sollten. Zum einen führte er eine russische Studie aus dem Jahre 1979 an, welche die Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf jugendliche Ratten mit denen bei erwachsenen Tieren verglich. Obwohl die ausgewachsenen Nager einer etwas stärkeren Strahlung ausgesetzt waren, wurden bei den im Wachstum befindlichen Tieren deutlich stärkere Einflüsse beobachtet. Als weiteren Hinweis nannte Prof. Grigoriev eine Analyse der schwedischen Forschungsgruppe um Lennart Hardell und Kjell Mild, die in epidemiologischen Studien ein erhöhtes Hirntumorrisiko bei Handynutzern festgestellt hatten. Eine gesonderte Betrachtung verschiedener Altersgruppen ergab, dass das Risiko insbesondere in der Gruppe der 20 ??? 29-Jährigen erhöht war und zwar gerade bei den Personen, die ihr Mobiltelefon schon seit ihrer Jugend benutzen. Mit Besorgnis zeigte der RNCNIRP-Vorsitzende Diagramme, die einen starken Anstieg von Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Russland dokumentieren. Diese seien allerdings sehr vorsichtig zu deuten, da sicher andere Faktoren wie Alkohol- und Drogenmissbrauch etc. eine wesentliche Rolle dabei spielen.
Schliesslich ist er noch auf einen seiner Meinung nach sehr wichtigen Gesichtspunkt eingegangen, nämlich auf die Rolle der Modulation. Seine eigenen Untersuchungen hatten gezeigt, dass ein moduliertes Feld eine beträchtlich grössere Wirkung haben kann, als ein unmoduliertes mit derselben durchschnittlichen Leistungsdichte: Während isolierte Froschherzen, die mehrere Tage lang weiterschlagen können, bei Bestrahlung durch ein unmoduliertes 9 GHz-Feld der Leistungsdichte 16 ?W/cm? zu etwa 40% mit einer verringerten Herzschlagfrequenz reagierten, waren es bei Modulation über 80%. Ein ähnlicher Unterschied ergab sich beim „Einprägeverhalten“ von Küken. Unmittelbar nach dem Schlüpfen sehen sie ihre Bruthenne und merken sie sich. Wurden die Küken während der Brutzeit 5 Minuten lang einem unmodulierten Hochfrequenzfeld ausgesetzt, so konnten sie sich nahezu so gut an den Einprägestimulus erinnern wie die Tiere aus der unbestrahlten Vergleichsgruppe. Wenn allerdings ein mit 10 Hz moduliertes Feld benutzt wurde, so war das Erinnerungsvermögen deutlich schlechter. Daher könne man die Modulation nicht unberücksichtigt lassen, wenn man das Risiko des Mobilfunks für die Bevölkerung einschätzen will.

Die Umweltmedizinerin Barbara Dohmen, Mitgründerin der „Interdisziplinären Gesellschaft für Umweltmedizin“ (IGUMED)
Nach diesen beiden Referaten von Vertretern der Wissenschaft, berichtet die Umweltmedizinerin Barbara Dohmen, Mitgründerin der „Interdisziplinären Gesellschaft für Umweltmedizin“ (IGUMED) und Initiatorin des Freiburger Appells, über ihre Erfahrungen aus der Praxis. Anhand zahlreicher Einzelfallbeobachtungen erläuterte sie, wie sich eine Belastung durch elektromagnetische Felder auf die Gesundheit auswirken kann. So nannte sie das Beispiel eines Mannes, der sein Mobiltelefon gewöhnlich in seiner Brusttasche trug und eines Tages starke Herzrhythmusstörungen bekam. Nur durch Zufall erkannte er den Zusammenhang zum Handy: Von seinem Arzt an ein Herzzentrum verwiesen, übergab er das Handy seiner Frau, da Handys in der Spezialklinik wegen der Möglichkeit der technischen Störung medizinischer Geräte verboten waren. Während des Klinikaufenthalts war er gänzlich beschwerdefrei, entsprechen verlief die Untersuchung negativ. Als ihm seine Frau bei seiner Entlassung wieder sein Handy überreichte, fingen die Herzrhythmusstörungen plötzlich wieder an. Mit einem weiteren Beispiel begründete sie den Verdacht, dass insbesondere schon vorgeschädigte Personen sensibel auf elektromagnetische Strahlung reagieren: Ein Schweisser, der einer jahrelangen Metallbelastung ausgesetzt war, litt an starken Beschwerden, als er im Zug der Strahlung der Handys von Mitreisenden ausgesetzt war. Dies zeigt, dass die Selbstregulation des Körpers durch das Zusammenwirken mehrerer Umwelteinflüsse überfordert und das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht werden kann.
Das Wissen der Medizin stamme im Wesentlichen aus zwei Quellen, nämlich der wissenschaftlichen Forschung und der Einzelfallbeobachtung. Obwohl letztere in der Geschichte eine wichtige Rolle gespielt hat (man denke an die Beobachtung, dass Cholera-Fälle vorwiegend in der Nähe von Brunnen auftraten), wird ??? so bedauerte Frau Dohmen ??? den Kasuistiken heute im Vergleich zur systematischen Forschung nur ein verschwindend geringes Gewicht beigemessen.

Die Beobachtungen des Schweizer Landwirts Franz Inauen.
Dass nicht nur Menschen, sondern auch Tiere auf die Strahlung von Mobilfunksendern reagieren, zeigen die Beobachtungen des Schweizer Landwirts Franz Inauen. Während bei seinem Betrieb bis Herbst 2001 nur etwa alle 2 bis 4 Jahre eine Kuh eine Fehlgeburt (Abort) hatte, traten diese Ereignisse nach Aufstellen zweier Mobilfunksender von Sunrise und Orange nicht nur auf seinem Hof, sondern auch beim Nachbarbetrieb in enormer Häufung auf: Zusammengerechnet kam es bei beiden Betrieben seit 2001 zu 32 toten Kälbern, zudem mussten 6 Kühe geschlachtet werden, was einen monetären Gesamtverlust von rund 40.000 Schweizer Franken bedeutet. Die zuständigen Veterinäre schrieben wörtlich: „Aufgrund unserer Beobachtungen und Erfahrungen auf diesen beiden Betrieben schliessen wir einen kausalen Zusammenhang zwischen dieser Mobilfunkanlage und dem klar schlechteren Gesundheitsstatus der Kühe auf keinen Fall aus.“ Auch bei Familie Inauen blieben gesundheitliche Probleme, die sich hauptsächlich in Form von Gelenkschmerzen äusserten, nicht aus.

Prof. Karl Hecht, seit 50 Jahren Arzt und medizinischer Wissenschaftler
In einem sehr lebhaften Referat stellte Prof. Karl Hecht, seit 50 Jahren Arzt und medizinischer Wissenschaftler, die Wirkungen elektromagnetischer Felder aus Sicht eines Stressmediziners dar. Im Grunde sei das „Mikrowellensyndrom“ insofern nichts Neues, als es einfach eine Stressreaktion in Form unspezifischer Symptome sei, vergleichbar den durch andere Umwelteinflüsse ??? wie etwa Lärm ??? hervorgerufenen Beschwerden. Schon seit 70 Jahren sei durch Berichte von Prof. Schliephake bekannt, dass diese Gesundheitswirkungen auch durch elektromagnetische Felder hervorgerufen werden können ??? ohne dass dies allein durch die Wärmewirkung erklärbar war. In einer eigenen Recherche russischer Literatur, die zunächst einige Jahre lang im Archiv des Auftraggebers verschwunden war, kam der Berliner Professor zu einem ähnlichen Ergebnis: Zahlreiche Untersuchungen, in deren Rahmen tausende Menschen unter arbeitsmedizinischen Gesichtspunkten überwacht worden waren, haben gezeigt, dass athermische Mikrowellen bei Langzeiteinwirkung zu unspezifischen Regulationsstörungen führen. Unter Anderem aus diesem Grund wurden in Russland schon sehr früh vorsorgende Massnahmen ergriffen und im Vergleich zu den Westlichen auch sehr niedrige Grenzwerte eingeführt ??? wie Prof. Grigoriev am Vormittag schon erläutert hatte. Eine weitere Bestätigung, dass sich elektromagnetische Felder negativ auf die Gesundheit auswirken können, lieferten eigene Beobachtungen von Prof. Hecht: Unter 305 Schlafgestörten, die er im selbst gegründeten Schlaflabor der Berliner Charit? untersucht hatte, konnte er 36 Elektrosensible identifizieren, deren Schlaf sich in den elektromagnetisch unbelasteten Räumen des Labors besserte. In einer Nacht, als gerade ein Polarlicht über Berlin war, erhielt er von mehr als dreissig dieser Patienten Anrufe, dass sie nicht schlafen konnten.
Ist der nächtliche Schlaf gestört, führt das nicht nur zur Müdigkeit und Erschöpfung am Tag, sondern wirkt sich auch auf das Immunsystem aus und kann zu chronischen Krankheiten führen. Vermutlich sei der Schlaf der Angriffspunkt des „Mikrowellensyndroms“. Denn neue Untersuchungen des emeritierten Professors an Elektrosensiblen haben ergeben, dass diese stets auch eine schlechte Schlafqualität hatten.
Dass der heute 81-Jährige durchaus noch streitbar ist, zeigte er mit dem Verweis auf seine seit Kurzem im Internet erhältliche Entgegnung auf einen Artikel von Prof. Silny in der Zeitschrift „Frequentia“ des Schweizer Mobilfunk-Lobbyvereins „Forum Mobil“.

Dr. Imre Fejes aus Szeged, Ungarn
Den letzten Vortrag hielt Dr. Imre Fejes aus Szeged, Ungarn. Nach einem kurzen Umriss seines Fachgebiets, der Andrologie, berichtete er über seine eigene, im letzten Jahr auf einem Fachkongress in Berlin und vor kurzem wissenschaftlich publizierte Untersuchung. Der Begriff „Andrologie“ leitet sich von „andros“, dem griechischen Wort für Mann, und der griechischen Vokabel für Wissenschaft (= „logos“) ab. Er bezeichnet das Spezialgebiet der Medizin, welches sich mit Störungen der Geschlechtsentwicklung und der Sexualität des Mannes beschäftigt. Andrologie ist somit die männliche Entsprechung der Gynäkologie. Eine ihrer wichtigsten Methoden ist die detaillierte Untersuchung des Ejakulats in einer Zählkammer oder mit einem automatischen Analysator. Dabei werden unter Anderem die Spermienkonzentration und die Anteile schneller bzw. langsam beweglicher Spermien bestimmt. In seiner eigenen Studie gingen Dr. Fejes und seine Kollegen der Frage nach, ob regelmässiger Handygebrauch bei ihren Patienten einen Einfluss auf die Samenqualität hatte. Sie befragten die Studienteilnehmer, ob beziehungsweise wie lange schon sie ein Handy besassen, wie lange sie es in Standby-Position in Körpernähe trugen und wie lange sie es täglich benutzten. Bei der statistischen Auswertung der 371 den Einschlusskriterien entsprechenden Patientendaten zeigte sich, dass längerer Handygebrauch die Spermienqualität negativ beeinträchtigen könnte, indem er den Anteil schnell beweglicher Spermien reduzieren und zugleich den der langsam beweglichen Spermien erhöhen könnte. Dies könne zu einer reduzierten Fruchtbarkeit führen. Als mögliche Erklärungen ihrer Daten haben sie fünf Hypothesen aufgestellt ??? darunter DNA-Schäden und die Melatoninhypothese ???, die es weiter zu untersuchen gelte.

Dieser Tagungsband eignet sich auch vorzüglich als Beweismaterial bei Gerichtsfällen

Von Hans-U. Jakob

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