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Der Sender brennt!

Der Sender brennt!

Von Hans-U.Jakob, geschrieben im Sommer 2001

War den Regierenden und den Wissenschaftern schon 1938 bekannt, dass hochfrequente elektromagnetische Feldstärken zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen können?
Wer die wahre Geschichte des Schwarzenburgerlandes kennt, muss das fast annehmen. Denn sonst hätten die Mächtigen im Lande diesen Sender kaum in diese gottverlassene Gegend gestellt.
Die folgende Geschichte ist zwar literarisch ausgeschmückt und leicht überzeichnet, aber alle darin vorkommenden Ereignisse haben sich zugetragen und sind historisch belegt.

Meinem unbekannten Freund, Wolfgang Hingst in Wien gewidmet.

1938 galt das Schwarzenburgerland noch als das Armenhaus des Kantons Bern.
Im Mittelalter wurden Armengenössige, Sträflinge nach abgesessener Strafe, Jenische,
viele Juden, Revoluzzer, Sektenangehörige und viele anderen Unbequemen aus der Stadt Bern verjagt.
Das Gesindel und Lumpenpack, wie es hochoffiziell in Regierungsverlautbarungen hiess, wurde durch die Bernischen Milizen in die damals riesigen Wälder des Schwarzenburgerlandes zurückgedrängt. Hier bildeten sich Sippschaften wie bei Robin Hood im Sherwood-Forrest.
Diese waren nicht gerade von der dümmsten Sorte Menschen, bewaffneten sich, plünderten Felder, veranstalteten Raubüberfälle, jagten das offiziell den gnädigen Herren gehörende Wild und lieferten den bernischen Milizen, auch „Landjäger“ genannt, manch heisses Scharmützel.
Die bernischen Polizisten heissen übrigens im Dialekt heute noch „Landjäger“. Die damaligen Landjäger erhielten einst für jeden toten „Vaganten“ ein Kopfgeld. Mancher Landjäger geriet aber in einen Hinterhalt und wurden kurzerhand von den fahrenden Sippen aufgehängt, über dem Lagerfeuer geräuchert (konserviert) und später in ausgedörrtem Zustand der Berner Regierung frei Haus zurückgeschickt. Rauchwürste einer bestimmten Sorte heissen deshalb im Bernerland heute noch Landjäger.
Das Wort „Landjäger“ hat im alten Berner-Dialekt also eine Doppelbedeutung. Einmal Polizist und einmal Dörrwurst. Es geht auch der Witz im Lande herum, aus italienischen Eseln werde Salami gemacht, aus Berner Eseln dagegen Landjäger.

Dieser Witz ist jedoch so alt, dass er unmöglich von mir stammen kann. Die heutigen Polizisten resp. Landjäger müssen mir schon deshalb verzeihen. Esel sind übrigens laut den letzten Erkenntnissen der Tierforschung sehr intelligente Tiere. Das beweist auch die Tatsache, dass heute 2 ehemalige Landjäger, pardon Polizisten, im Gemeinderat von Schwarzenburg sitzen. Einer ist da sogar Präsident.

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Bis weit in die Voralpen hinein, etwa bis dahin wo dieses Bild
aufgenommen wurde, sind im späten Mittelalter mittellose und andere
unbequeme Bürger, wie Fahrende, Juden und ehemalige Sträflinge von den
Bernischen Milizen verjagt und verfolgt worden.

Im späteren Mittelalter wurden die vagabundierenden Sippen von den landhungrigen Grossgrundbesitzern, den gnädigen Herren von Bern, mit Hilfe ihrer Milizen immer weiter in die Wälder, bis in die Voralpen zurückgedrängt. Brandrodungen entzogen den Waldmenschen nach und nach die Lebensgrundlage. Von den schwarz gebrannten Wäldern erhielt das Schwarzenburgerland dann auch seinen Namen.
Die einstigen Sammler, Jäger, und Räuber wurden notgedrungen nach und nach zu Köhlern, Tagelöhnern, Kleinbauern und leider auch zu Bettlern.
Ein arges Regime führten die Vögte, welche für die Landbesitzer, die gnädigen Herren von Bern, auch Patrizier genannt, aus den Bauern, hohe, oft fast unbezahlbare Steuern herauspressten.
Diesem Feudalregime wurde erst vor 200 Jahren, im Nachgang zur französischen Revolution der Garaus gemacht. Oft mit Hilfe französischer Truppen wurden die Herren von ihren Schlössern verjagt und enteignet. Auch Napoleons Regime ging zu Ende und anstelle der gnädigen Herren regierten jetzt eine Hand voll neureicher Grossbauern das Schwarzenburgerland. Keinesfalls etwa anständiger. Bewahre! Die riesige Armut der einstigen Waldbevölkerung am nördlichen Voralpenhang wurde schamlos ausgenützt. Die Grossbauern hielten sich nicht etwa ständige Knechte und Mägde, wie in andern Landesgegenden üblich, sondern stellten von Tag zu Tag Tagelöhner in ihren Dienst. Die frassen im Winter keine Kartoffeln und keinen Speck Das Pack sollte selber schauen, wie es über die Runden kam. Wenn man es nicht mehr benötigte, schickte man es wieder weg. Das Pack kam über die Runden, indem es seinerseits schattige Hänge rodete, um Ziegen, Schafe, Kaninchen und Hühner zu halten. Auch hatte es darunter geschickte Handwerker, welche Körbe und Steinkratten flochten, Rechen anfertigten und damit von Hof zu Hof zogen und verkauften. So kam nach und nach das Hausierertum auf.

Von Haus zu Haus zogen sie mit ihren Körben voller Kleinwaren: Schuhbändel, Schuhwichse, Pfannenputzlappen, Bürsten und vielerlei unentbehrlichem Kleinzeug. Immer weiter zogen sie ihre Kreise im Land herum, die Hausierer vom Voralpengebiet. Einige weiteten ihren Kleinhandel auch auf Tongeschirr aus, welches sie in einem mit Stroh ausgepolsterten Zweiräderkarren transportierten. In der Mitte zwischen den Landen zog der Mann, links half der Bernhardinerhund mit und rechts die Frau. Geschlafen wurde unter dem Karren, auf dem harten Boden. Und wenn es dann gegen Morgen zu kalt wurde, erfolgte vielfach der Griff zur Schnapsflasche.
Die armen Leute hatten sowieso von ihren Vorfahren her das Fahren im Blut. Vielfach wurden von den Behörden diesen neuen Fahrenden die Kinder kurzerhand weggenommen und als Gratis-Arbeitskräfte in die Landwirtschaft verdingt. Dies jedoch nur solange sie noch nicht zu viel assen und nur wenig Kleidung benötigten und nicht etwa zu revoluzzen begannen.

1938 war die Regierung des Kantons Bern infolge des aufkommenden Sozialismus gezwungen, etwas gegen die „Vagantität“ (Vagabundieren) und den „Pauverismus“ (Armut als Erbkrankheit) zu unternehmen. Sie haben schon richtig gelesen: Die Berner Kantonsregierung hielt sich an ihrer Universität während Jahrzehnten eine Hand voller Prachtsexemplare von Wissenschaftern, mit goldenen Uhrenketten und Monokeln, welche allen Ernstes in ihren Publikationen behaupteten, die Armut sei eine Erbkrankheit und dagegen lasse sich nichts machen. „Vagantität“ und „Pauverismus“ (vom französischen pauvre=arm) standen damals im offiziellen Regierungswortschatz.
Um solchen Blödsinn kümmerten sich die Sozialisten, welchen die Hausierer aus den Voralpen auf ihren Fahrten begegnet waren, wenig bis gar nicht. Plötzlich war es da, das unbequeme Gedankengut, im Voralpengebiet von Schwarzenburg. Eingeschleppt durch die fahrenden Hausierer, wie eine ansteckende Seuche.
Diese hatten den bescheidenen „Reichtum“ und die besseren sozialen Verhältnisse in andern Landesgegenden gesehen, und es begann hier oben wieder unruhig zu werden.
Die Berner Regierung ortete also Handlungsbedarf. Die Lehre von der Armut als Erbkrankheit liess sich nicht mehr länger stützen. Also war Arbeitsbeschaffung angesagt.
3 Vorschläge wurden den regionalen Dorfkönigen und feudalen Bauern, welche durchwegs in den Gemeindeangelegenheiten das alleinige Sagen hatten, unterbreitet.

Vorschlag 1: Das Belpmoos, der damalige Berner Flughafen solle in die 1.5 Quadratkilometer grosse Ebene von Mamishaus bei Schwarzenburg umziehen. Das war noch das Zeitalter von DC-2 und JU-52- Flugzeugen mit Landestrecken von 300m. Das Belpmos, 510m über dem Meer gelegen, hatte in der kalten Jahreszeit viel Nebel, und Blindlandungen waren noch in weiter Ferne. Waghalsige Piloten, die es trotzdem versuchten, verursachten Unfälle mit Todesfolgen am laufenden Band. Also weg mit dem gefährlichen Ding vor den Toren der Stadt Bern. Hinauf ins Schwarzenburgerland, welches mit 800m über Meer, damals, vor der weltweiten Klima-Erwärmung, noch ganzjährig über der Hochnebeldecke lag.

Vorschlag 2: Eine Fabrik für Kraftnahrung für Soldaten und Sportler, welche nebst der Fabrikation, zwecks Eiergewinnung, noch etwa 100 grosse Hühnerställe und Hühnerhöfe benötigt hätte. Der Fabrikant war allerdings eine weitherum bekannte Nazi-Grösse und bereitete in aller Offenheit den Anschluss der Schweiz an das tausendjährige Reich vor. Deshalb wurde er von der Regierung ins Schwarzenburgerland hinauf verwünscht. Als beinahe grössten Arbeitgeber des Kantons konnte man ihn nicht einsperren, wohl aber verbannen.

Vorschlag 3: Ein Kurzwellensender. Der 2.Weltkrieg stand vor der Tür und mit dem Sender wollte man im Propagandakrieg nicht hinten anstehen. Die Schweiz hatte nur gerade 3 Mittelwellensender, welche knapp über die Landesgrenzen hinausreichten. Mit dem neuen Kurzwellensender, so hoffte man, könne dann auch dem ferneren Ausland gehörig die Meinung gesagt werden. Was dann allerdings später Adolf der Schreckliche durch seine Drohungen mit den HE-111 Bombern gründlich verhinderte.

Wie in einer Pseudo-Demokratie so üblich, wurden die 3 Vorschläge dem gewöhnlichen Volk zur Abstimmung unterbreitet. Grosse Diskussionen und Orientierungen fanden statt.
Ein Flughafen wurde als zu gefährlich propagiert. Im Vordergrund stand jedoch eher der Landverlust, welchen einige Dorfgrössen hätten hinnehmen müssen.
Beim 2. Projekt bestand Angst vor dem Verlust der billigen Tagelöhner und der Gratis-Kinderknechte und Mägdlein, welche dann beim Lebensmittelfabrikanten bessere Anstellungsbedingungen erhalten hätten und der Landwirtschaft verlorengegangen wären.
So wurde dann nach ausgedehnter Meinungsmache durch die Dorfgewaltigen der Kurzwellensender als Allerweltsheilmittel angesehen und auch durch die Abstimmung gepeitscht. Damit waren der Landwirtschaft sowohl Boden wie die Arbeitskräfte gesichert. Und das Schwarzenburgerland hatte nach wie vor grosse Armut, dafür aber einen Kurzwellensender. Für die damalige Zeit eine Sensation.

Nun, wenn der Kurzwellensender selbst keine Arbeitsplätze für Einheimische brachte, sollte wenigstens dessen Bau etwas bringen. Wer als Tagelöhner beim Aushub für die Fundamente etwas verdienen wollte, musste mit eigenem Pickel und mit eigener Schaufel morgens um 5 Uhr in Einerkolonne, zwischen 2 Lattenzäunen anstehen. Um 6 Uhr war Arbeitsbeginn. Wer zu wenig Muskeln aufwies oder zu gering aussah, wurde vom Bauleiter „nebenaus“ gestossen und konnte nach Hause, wo er meist von einer mageren, hungrigen Kinderschar erwartet wurde.

Auch die einheimische Bauwirtschaft sollte profitieren. Damals kannte man in unserer Gegend jedoch nur den Bau von Holzhäusern. Also wurde das grosse Apparategebäude und die Schaltstation von einheimischen Zimmerleuten aus einheimischem Holz gebaut.
Als jedoch die aus England angereisten Spezialisten sahen, wo sie ihre schweren Apparaturen einbauen sollten, schlugen sie die Hände über dem Kopf zusammen. Aus Erfahrung wussten sie, dass die elektromagnetische Strahlung, welche in solchen Gebäuden herrschte, Nägel zum Glühen bringen konnten. Nägel aus Weicheisen lassen sich gut magnetisieren und um-magnetisieren. Das heisst, mit der Schwingungszahl des elektromagnetischen Feldes, wechselt ein Nagel dauernd seine magnetische Polarität. Er wird dauernd ummagnetisiert. Die Nagelspitze ist einmal Südpol, dann wieder Nordpol. Bei 50 Schwingungen des Feldes pro Sek wechselt das 50mal und bei 20 Millionen Schwingungen pro Sekunde eben 20 Millionen mal. Bei 50 Schwingungen passiert da noch gar nichts, bei 20 Millionen beginnt jedoch der Nagel erfahrungsgemäss bis zur Weissglut zu glühen.
Nun, die Bauherrschaft, damals die Generaldirektion der PTT, lachte die Engländer wegen ihrer Bedenken nur aus. Es sei nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht erwiesen, dass Nägel bei 20 Megahertz zum Glühen kämen, liess man ihnen ausrichten.
Schulterzucken bei den Engländern. Die kommen dann schon zur Einsicht, sagten sie sich wohl und beendeten ihre Arbeit ohne weiter aufzumucken.
Dann einige Tage Probebetrieb mit 2-minütigen Probesendungen. Nägel kamen keine zum Glühen.
Dann die Einweihungsfeierlichkeiten. Das war 1939 im Herbst. Dicke Herren in schwarzen Fräcken durften einige Schalter betätigen und grosse Reden schwingen. Das magere Volk kam zu Fuss und auf Fahrrädern und staunte über so viel Technik und so viel Respektspersonen auf einem Haufen.

Ja dann kam wohl was kommen musste, am ersten offiziellen Sendetag, die erste 90-minütige Sendung. Nach 40 Minuten das erste Telefon von Schwarzenburg nach Bern auf die Generaldirektion. Der Senderleiter bat um die Erlaubnis, die Sendung abzubrechen oder zum Mindesten die Leistung gehörig zurückzufahren, da die Nägel jetzt tatsächlich glühen würden.
Aber da wurde er unwirsch angefahren, Nägel würden nach allen neuesten wissenschaftlichen Studien bei 20 Megahertz nicht glühend. Er habe von der gestrigen Einweihungsfeier her wohl noch eine Alkoholfahne, beschied man ihn, er solle solche Scherze gefälligst unterlassen.
20 Minuten später dann das 2.Telefon zur Generaldirektion, mit der schüchternen Frage, ob es bei der Stadtfeuerwehr Bern eventuell auch Wissenschafter habe. Wenn nicht, möge man gefälligst die Stadtfeuerwehr nach Schwarzenburg schicken, zur Unterstützung der hiesigen, denn das Sendergebäude brenne jetzt lichterloh.
Weil es wissenschaftlich angeblich erwiesen war, dass bei 20 MHz nichts passieren könne, hatte man beim Bau des Senders selbstverständlich auf die Errichtung von weiteren Feuerlöschanlagen verzichtet. Die Feuerweiher von Elisried, und Mamishaus waren innert weniger Minuten leer gesoffen und das Gebäude immer noch im Vollbrand. Ein Hydrantennetz gab es damals noch nicht. Doch jetzt nahte mit viel Tatü-Tata die Stadtfeuerwehr mit einer tollen Motorspritze. Diese pumpte das Wasser aus dem 1.5km entfernten Lindenbachtobel auf die Ebene hinauf in Richtung Sender. Doch die Leitung war zu lang, die Höhendifferenz zu gross und aus den Wendrohren trat nur noch ein schwaches Gebrünzel. Doch der Feuerwehrkommandant von Schwarzenburg wusste Rat. Schliesslich hatte auch er eine schöne neue Motorspritze. Wenn auch eine etwas kleinere. Er baute diese kurzerhand zur Druckerhöhung auf halbem Weg in die Schlauchleitung ein.
Und wie es früher, ohne Handys, so üblich war stand auf der 1.5km langen Schlauchleitung alle 50 Meter ein Feuerwehrmann, welcher allfällige Befehle in die eine oder die andere Richtung weiter zur ufen hatte. So tönten dann bald die Rufe „Bern 1 Wasser!“ „Bern 1 Wasser!“ „Bern 1 Wasser!“ zum 2 .Mal über die Ebene. Der Maschinist von Bern 1, unten im Lindenbachtobel stellte den Hebel vorsichtig wieder auf Halbgas und wartete der Dinge, die da kommen sollten. Ebenso der Schwarzenburger mit seiner Druckerhöhungspumpe oben auf der Ebene. Jetzt spritzte es beim brennenden Sender gleich aus 2 Wendrohren, dass es eine Freude war. Leider nur eine kurze Freude, denn aus der Schwarzenburger Motorspritze spritzte es bald am falschen Ort, nämlich unten aus dem Pumpengehäuse und dies sehr stark.

Deshalb lief über die Meldekette jetzt der Ruf „Bern 1 weniger Druck!“ „Bern 1 weniger Druck!“ „Bern 1 weniger Druck!“ von Mann zu Mann. Doch nur bis zum Hans-Christian. Der war Akademiker und Forstingenieur und gewohnt, seinen Kopf zu gebrauchen und nicht gleich alles zu glauben, was man ihm vorsetzte. Wie in Schwarzenburg üblich, musste auch er Feuerwehrdienst leisten, wie alle andern Männer im wehrpflichtigen Alter. Das kann doch nicht wahr sein, dachte sich der Hans-Christian. Der Sender brennt immer noch lichterloh und die Rauchwolke wird immer mächtiger. Ich probier’s mal mit „Bern 1 mehr Druck!“
Und „Bern 1 mehr Druck!“ „Bern 1 mehr Druck!“ „Bern 1 mehr Druck!“ tönte es hinunter bis zum Maschinisten von Bern 1. So sei es halt, dachte sich der brave Mann, zwirbelte seinen Schnauz und gab Vollgas.
Und oben auf der Ebene gab es einen Riesenknall und die Schwarzenburger-Motorspritze zerlegte sich sauber in ihre Einzelteile. Bis 15 Meter hoch seien diese geflogen, erzählte mir noch vor 2 Jahren ein Ex-Gemeindepräsident, der damals gerade 12 Jahre alt und dabei war.

Senderbrand.jpg
Dieses Bild des brennenden Sendergebäudes wurde 1939 vom
Berufsphotografen Robert Zbinden aus Schwarzenburg aufgenommen. Weil
sich die allmächtigen Senderherren die Blamage mit den glühenden Nägeln
ersparen wollten, liessen sie von der Polizei sofort seine Kamera
beschlagnahmen. Doch Robert Zbinden war seiner Lebtag ein sportlicher
Bursche. Mit dem Fahrrad spurtete er die 2 km lange Strecke nach Hause
zurück um sich die Ersatzkamera und einen Mantel zu holen. Mit der
Spiegelreflexkamera unter dem Mantel versteckt, gelang dann diese
einmalige, historische Aufnahme.
Robert Zbinden ist vor einem Jahr im Alter von 92 Jahren friedlich
entschlafen. Nur wenige Tage zuvor hat er noch die Redaktion Gigaherz
besucht. Mit dem Fahrrad….

Das wär’s dann gewesen. Das Sendergebäude brannte samt teuersten Apparaturen vollständig nieder. Und wurde erst 2 Jahre später zum 2. Mal fertiggestellt. Diesmal mit Backstein statt mit Holz. Aber unterdessen war der 2. Weltkrieg in vollem Gange, und als über den Sender Meldungen verbreitet wurden, die Adolf dem Schrecklichen nicht so sehr gefielen, musste wieder abgeschaltet werden. Denn Adolf drohte offen damit, mit seinen HE-111 Bombern ein paar Eier abzuwerfen, wenn es nicht Ruhe gäbe in Schwarzenburg.
Das war auch der Regierung zu Bern recht so. Denn einige der Regierenden hatten ihre Hakenkreuzfahnen im Estrich oben schon bereit, für den Fall, dass Adolf einmarschieren würde. Das Land war inoffiziell bereits in deutsche Gaue aufgeteilt und die Gauleiter (nicht Gaulleiter!) bestimmt und alle hohen Posten waren im Geheimen schon an linientreue Nazis vergeben. Die Schweizer Armee war von der Grenze ins Gebirge zurück befohlen worden. Tage der offenen Türe also und nicht Widerstand bis zum letzten Blutstropfen, wie es heute bei vielen Geschichtsfälschern heisst.
Nun, Adolf hatte andere Sorgen, in Stalingrad zum Beispiel. Das war das Aus. Auch für die Nazis in der Schweiz. Der Sender Schwarzenburg wurde erst anfangs 1944, als alles klar war, wieder eingeschaltet, und nach den Reden, die da geführt wurden, hätte man meinen können, ohne die Schweizer hätten die Amerikaner den Krieg nie gewonnen. Und das heisst es im Schwarzenburgerland offiziell heute noch. Wer da etwas anderes erzählt, ist ein Nestbeschmutzer. Auch derjenige, der sagt der Sender sei durch glühende Nägel in Brand geraten und nicht durch Nazi-Saboteure.

Epilog:
Das Kurzwellenzentrum Schwarzenburg von Schweizer-Radio-International musste im Sommer 1998 ersatzlos abgebrochen werden. Nach jahrzehntelangen Leiden hatte die Bevölkerung Ende der 80er Jahre endlich zu Ihrem Selbstvertrauen gefunden und die Menschen waren nicht mehr länger bereit, eine verkürzte Lebenserwartung und viel unnötiges Leid als von Gott gegeben hinzunehmen.
Der Sender wäre nur noch mit einer ständigen Stationierung von 200 Polizeigrenadieren zu halten gewesen.
Deshalb wird von den Regierenden jetzt unverfroren die Behauptung aufgestellt, man habe aus rein wirtschaftlichen Gründen abgebrochen.

Die traurige Geschichte des Schwarzenburgerlandes kann auch in folgenden Büchern nachgelesen werden.

Walther Kauer: „Gastlosen“
Rosalie Wenger: „Rosalie G.“
Rosmarie Burri: „Dumm und dick“

Der Autor hat übrigens die Hausiererkarawanen welche jeweils am Montagmorgen das Schwarzenburgerland verliessen und dann am späten Samstagnachmittag zurückkehrten, als kleiner Bub noch selber erlebt und bestaunt. Er ist an der Strasse von und zum Schwarzenburgerland aufgewachsen.

Passende Links dazu:

Der Skandal von Schwarzenburg nimmt kein Ende (unter Historisches)

Alles reine Einbildung, oder die Kuhflüsterer (unter Historisches)

Von Hans-U. Jakob

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