News

Der grosse Menschenversuch

Der grosse Menschenversuch

Editorial im „Pulstipp“ Schweizer Gesundheitsmagazin vom Juni 2003

von Tobias Frey, Redaktion Pulstipp, 10.6.03

Mehr als 8000 Handy-Masten überziehen unser Land – und es werden noch mehr: Telekom-Firmen errichten zurzeit das neue UMTS-Antennennetz. Damit wir auch noch Bilder über das Handy senden können. Die meisten von uns haben zwar gar kein Bedürfnis danach. Dafür berieseln uns die Antennen permanent mit elektromagnetischen Strahlen. Kein Wunder, klagen Anwohner immer häufiger über Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder gar Herzbeschwerden.

Das ist ein Menschenversuch mit der Bevölkerung. Noch stehen die letzten Beweise für gesundheitliche Schäden zwar aus. Die Befunde verdichten sich jedoch, dass Elektrosmog nicht nur zu nervösen Störungen führen kann, sondern auch zu Hirnschäden (Seite 6). Dies haben neue Versuche mit Ratten gezeigt. Die Behörden müssten unsere Gesundheit schützen – doch sie unternehmen nichts. Dies verwundert nicht, denn der Staat kassiert beim Handy-Geschäft gewaltig mit.

Dies nützen die Telekom-Firmen knallhart aus. Zwar zeigen sie sich vordergründig besorgt und spenden Geld für Studien über die Gefahren der elektromagnetischen Strahlung. Doch dies ist ein Klacks im Milliardengeschäft. Die Telekom-Unternehmen haben zudem eine Ombudsstelle für strahlengeschädigte Bürger gegründet. Diese wird von einer Wirtschaftspolitikerin geführt und ist wenig glaubwürdig. Die Firmen lassen auch Betroffene beim Arzt kostenlos untersuchen. Doch Mediziner finden kaum körperliche Schäden. Die Firmen tun dies alles, weil sie genau wissen: Bevor der Beweis der Schädlichkeit erbracht ist, ist der Mastenwald vollendet.

Die Konsumenten sind im Dilemma. Zugegeben: Die Erfindung des Handys grenzt an ein kleines Wunder. Wer in Bergnot ist, den kann das Handy in der Jackentasche retten. Wer auf der Autobahn im Stau steht, kann seine Geschäftspartner oder Liebsten benachrichtigen. Doch damit machen Firmen kein Geschäft. Sie ködern mit Tiefstpreisen die grosse Masse für die schnelle Unterhaltung. Jederzeit, überall. Für diese kleine Alltagsfreude setzen wir Konsumenten die Gesundheit aufs Spiel. Und das -so weist sich je länger, je mehr – ist ein schlechtes Tauschgeschäft.

Von Hans-U. Jakob

Kommentare sind ausgeschaltet