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Der Grenzwert-Skandal weitet sich aus.

Der Grenzwert-Skandal weitet sich aus.

Von Hans-U.Jakob, Schwarzenburg. 24.7.2001

Wären Sie bereit, sich und Ihre Angehörigen mit den angeblich sichersten Grenzwerten der Welt, das heisst, mit den sogenannten Vorsorge- oder Anlage-Grenzwerten von 4Volt pro Meter bei 900MHz und 6Volt pro Meter bei 1800MHz bestrahlen zu lassen. Dies während 24 Stunden am Tag und während eines ganzen Jahres. Sowohl an Ihrem Arbeitsplatz, in Ihren Diensträumen und ebenso in Ihren Wohnräumen zu Hause? Genauso wie Sie das Tausenden von Antennen-Anwohnern zumuten.

Diese simple Frage stellten wir sowohl den Mitgliedern der Landesregierung, das heisst den 7 Bundesräten sowie den obersten 3 Chefs, den sogenannten CEO’s der 3 Mobilfunkgesellschaften, Swisscom, Orange und Sunrise (früher DIAX)

Mit dieser Vorbildfunktion hätten die hohen Herren auf einen Schlag Tausende von Einsprachen gegen Mobilfunksender und Hunderte von Gerichtsverfahren sowie Juristenhonorare in mehrfacher Millionenhöhe auf einen Schlag vom Tisch wischen können.

Und mit der Wahrnehmung ihrer Vorbildfunktionen könnten die Mobilfunkchefs jährlich für ihre Unternehmen Mehrwerte in der Grössenordnung von über 100 Millionen Franken generieren und dabei gleichzeitig zusätzlich ein Lanze für die globalisierte Wirtschaft brechen. Dass da auch ein kleiner Bonus in Millionenhöhe für die Chefs abfallen würde ist ja klar……..

Um es gleich vorwegzunehmen:
Sie wollten alle nicht! Niemand von den Angeschriebenen war nur im Entferntesten dazu bereit, ein solches Experiment über sich ergehen zu lassen.

Die Ausreden waren mannigfaltig bis tragisch-komisch.

So schrieb uns Bundespräsident Leuenberger im Auftrag des Gesamtbundesrates doch tatsächlich:
Zitat:
„Es ist noch zu früh um feststellen zu können, ob die Grenzwerte zu hoch oder zu tief angesetzt wurden.“
Ende Zitat.
Man will also offensichtlich zuerst abwarten, wieviele Krank oder gar Tote es unten im Volk gibt, bevor man sich da oben selbst für ein solches Experiment zur Verfügung stellt.

Und Orange legt mit der grössten Unverfrorenheit immer noch dieselbe alte Platte auf, obschon diese unterdessen einen gewaltigen Sprung hat.
Zitat:
„Die bisherige Forschung konnte keine gesundheitlich bedenkliche Langzeitwirkungen durch elektromagnetische Felder, welche von Basisstationen ausgehen, nachweisen“
Ende Zitat.
Ja, nur hat Orange den Ausdruck „bisherige Forschung“ mit „von uns gesponserter Forschung“ verwechselt.
Das ist wohl auch der Grund, weshalb in der Chefetage von Orange niemand bereit ist, sich dem Experiment zu stellen.

Strahlungswerte für Orange-Boss 50 mal tiefer als für Antennen-Anwohner

Und weiter behauptet Orange, “ Unser CEO Andreas S. Wetter – wie auch alle Orange Mitarbeitenden – sind der allgegenwärtigen nichtionisierenden Strahlung aus verschiedensten Quellen genauso ausgesetzt wie der Rest der Schweizer Bevölkerung.“
Ende Zitat
Ein grosses Wort in Jakobs Ohr. Ich habe nachgemessen. Am Wohnort von Andres S. Wetter betrug die nichtionisierende Hochfrequenzstrahlung am 24.7.01 von 14.45 bis 15.00 Uhr genau 0.12V/m. 1) Das heisst Faktor 50 weniger als bei hunderttausenden von Menschen, welchen man die vollen Anlage-Grenzwerte von 6V/m zumutet. So genau nimmt es also die Umweltfachstelle von Orange mit der Wahrheit.

Und Swisscom macht in Ihrem Antwortschreiben auf Mitleid:
Zitat:
„Es stellt sich tatsächlich die Frage, weshalb in der Schweiz gegenüber andern Ländern strengere Immissionsgrenzwerte definiert werden, ohne dass dies in der Bevölkerung als zusätzliches Schutzniveau wahrgenommen wird. Dieses Vertrauensdefizit in die Behörden können die Betreiber als Partei auch mit grösstem finanziellen Aufwand nicht ausgleichen.“
Ende Zitat.
Woher dieses Vertauensdefizit stammt, beantworten sowohl Regierung wie Mobilfunkbetreiber sehr schön gleich selber, indem sie sich allesamt weigern, an dem von uns vorgeschlagenen Bestrahlungsversuch teilzunehmen.

Swisscom gibt zwar technische Gründe für die Weigerung an. Es wäre nicht möglich, die Versuchspersonen soweit zu immobilisieren, dass sie durchwegs immer der geforderten Strahlingsintensität ausgesetzt wären, schreibt Swisscom.
Also genau das Gegenteil der Behauptung von Orange, welche uns weismachen möchte, alle Schweizer seien bereits genau gleich belastet, egal wo diese sich befänden.

Mit einer kurzen Verzögerung von lediglich einem Monat hat uns nun auch Sunrise (früher Diax) geantwortet. Dies nachdem dieser Beitrag bereits im Internet war.
Leider auch hier nicht die leiseste Spur einer Bereitschaft, jemanden aus der Chefetage am Bestrahlungsversuch teilnehmen zu lassen. Der Brief von Sunrise enthielt lediglich den üblichen gebetsmühlenartigen Spruch: „Wir nehmen die Sorgen und Aengste der Bevölkerung ernst und halten selbstverständlich die Grenzwerte ein.“

*

1)
Gemessen mit dem HF-Digimeter II von Endotronic.

Die 0.12V/m finden sich sowohl auf Hausdachhöhe wie vor dem Hauseingang.
Das Haus von A.Wetter ist ein bunkerähnlicher Sichtbetonbau welcher nach innen die Strahlung nochmals um Faktor 30 dämpft. Backstein hat einen Dämpfungsfaktor von 3 und Holz von 0.

Lesen sie dazu bitte auch:

Der Bundesrat traut seinen eigenen Grenzwerten gar nicht! (unter Recht und Unrecht)

Bundespräsident Leuenberger wechselt seine Dienstwohnung infolge Elektrosmog. (unter Leben und Gesundheit)

Von Hans-U. Jakob

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