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Bantiger – Startschuss zu einem unheimlichen Wettrüsten

Bantiger ??? Startschuss zu einem unheimlichem Wettrüsten

In der Baupublikation im Amtsanzeiger für die Region Bern heisst es lediglich: „Installation neuer Antennen und Richtfunkspiegel an der bestehenden Sendeanlage Bantiger.
Standort: Bantiger. Parzelle:1766. Einsprachefrist: 18. Juli 05. Projektauflage und Einsprachestelle: Gemeindeverwaltung Bolligen. Ende der Durchsage.

Hans-U. Jakob, 20.7.05

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Bild: CH-Bundesamt für Umwelt Wald und Landschaft (BUWAL)

Wer kennt sie nicht, die 180m hohe Nadel auf dem markanten Hügel, östlich vor den Toren Berns. Irgendwie begreiflich, dass Swisscom, als Anlagebetreiberin, so wenig wie möglich Aufmerksamkeit erregen wollte, denn der Kreisradius, welcher laut Bundesgerichtsformel zu Einsprachen und Beschwerden berechtigt, liegt bei sage und schreibe 12 Kilometern, was selbstverständlich in der Baupublikation verschwiegen wurde.
Dieser Radius rechnet sich aus der kumulierten Sendeleistung aller Sender und nicht etwa nach einer fixen Angabe in Metern. Und um die Sache weiter zu verschleiern, wurden weder die alten noch die neuen Sendeleistungen in der Baupublikation aufgeführt.

Die Rechnung ohne den Wirt gemacht
Die Swisscom dürfte jedoch die Rechnung buchstäblich ohne den Wirt gemacht haben, denn im Jahr 96 hatte die Swisscom selbst, als sogenannt vertrauensbildende Massnahme für Anwohner, rund um den Bantiger in Zusammenarbeit mit einem privaten Messtechniker, eine umfangreiche Messkampagne über die Strahlungsstärken durchgeführt.
Dass diese Messresultate nun von den Anwohnern „ausgegraben“ und ein privates Ingenieurbureau beauftragt wurde, anhand der auf der Gemeindeverwaltung Bolligen aufliegenden Datenblätter, die neuen Sendeleistungen zu berechnen, damit hatte offensichtlich bei Swisscom niemand gerechnet.

Mit 4-facher Sendeleistung
Doch es ist passiert und die Resultate weisen klar darauf hin, dass die Sendeleistungen auf dem Bantiger vervierfacht werden sollen.
Wozu denn das?
Es ist bekannt, dass die gegenwärtig überall wie Pilze aus dem Boden schiessenden und vorab in dicht besiedelten Orten wie wild zu wuchern beginnenden Mobilfunksender je länger desto mehr den analogen terristischen Radio- und Fernsehempfang erheblich stören.
Terristischer Empfang heisst Empfang über eine eigene Aussen- oder Zimmerantenne, nicht jedoch über eine Satellitenschüssel. Das geht von lästigen akustischen Störgeräuschen bis hin zu gravierenden Bildstörungen. Im Aether ist es halt so, dass der Stärkere den Schwächeren immer rauswirft.

Das Wettrüsten im Aether kann beginnen
Jetzt versucht Swisscom offenbar, diese Störungen mit höherer Leistung ihrer analogen TV- und Radiosender auszublenden.
Der nächste Schritt wird sein, dass die Mobilfunker ihre Sendeleistungen hochfahren, um die Störungen der Radio- und TV-Sender auszublenden. Das fröhliche Wettrüsten kann also beginnen und die Spirale beginnt sich zu drehen. So wie einst im kalten Krieg, als sich Ost und West mit immer stärkeren Kurzwellensendern gegenseitig aus dem Aether zu verdrängen versuchten. Gesundheitlich ausbaden mussten das dann jeweils die Anwohner dieser Sender. (Mit freundlichen Grüssen aus Schwarzenburg)

Es gibt noch andere Gründe für die massive Aufrüstung auf dem Bantiger:
Swisscom will aus Gründen der Gewinnoptimierung viele kleine schwache bis sehr schwache örtliche UKW- und Fernsehumsetzer, die vielleicht nur ein enges Tal oder eine abgelegene Gemeinde versorgen, aufheben. Und dazu braucht es jetzt offensichtlich eine mindestens vierfache Sendeleistung auf dem Bantiger.
Das wird kaum so rasch realisert werden können. Denn in der Standortgemeinde Bolligen, wie in der Nachbargemeinde Krauchthal, haben sich trotz Ferienzeit potente Einsprechergruppen gebildet, um hier zum Rechten zu sehen.

Der Zug auf den Bantiger ist noch nicht abgefahren
Trotz der Platzierung des trickreichen Baugesuches mitten in der Ferienzeit, ist es der Swisscom nicht ganz gelungen, den Widerstand in der Bevölkerung zu umgehen.
Wer sich trotz abgelaufener Einsprachefrist am Widerstand beteiligen möchte, kann die beiden Einsprechergruppen moralisch und finanziell unterstützen. Gigaherz leitet diesbezügliche Anfragen gerne weiter.

Wehret den Anfängen!
Denn die nächsten Hochrüstungsgesuche für Radio und TV-Sender kommen so sicher wie das Amen in der Kirche. Säntis, Rigi, San Chrischona, Uetliberg und Gibloux werden die nächsten Angriffsziele sein.

Von Hans-U. Jakob

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