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Bundesrat beschwindelt das Parlament

Eine Story über blinde Kälber, Geldwäscherei und Dosimeter

Von Nationalrätin Yvette Estermann erging am 6.März 2014 die nachfolgende Frageliste (Interpellation) an den Bundesrat. Die Fragen wurden dermassen unglaubwürdig und skandalös beantwortet, dass dies nicht unkommentiert bleiben darf

von Hans-U. Jakob
Schwarzenburg, 21.5.2014

Yvette_EstermannVon Frau Yvette Estermann (im Bild links) eingereichter Text:
Häufig sind es Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Nervosität, Müdigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten, die einen besorgten Menschen zum Arztbesuch bewegen. Nicht selten führen diese Symptome zur Schlussfolgerung, dass es sich um Elektrosensibilität handeln könnte. Obwohl es für diese keine anerkannte medizinische Diagnose gibt. Die Probleme der betroffenen Bürgerinnen und Bürger bleiben deshalb bestehen. So beschäftigt diese Thematik auch viele Einwohner, nicht nur in der Schweiz, sondern auch in anderen Industrieländern.

Diesbezüglich habe ich einige Fragen an den Bundesrat:

1. In Bezug auf die Kataraktstudie (Kälberblindheit) von Professor Dr. M. Hässig in Sachen „Bauernhof Rütihof“/Hans Sturzenegger, stellt sich die Frage: Hat sich der Bundesrat mit der Studie befasst? Wenn ja, sieht er hier Handlungsbedarf oder eine Notwendigkeit, die Bestimmungen und Gesetze entsprechend anzupassen?

2. Der Bundesrat gibt in seiner Antwort auf die Motion 13.3957 vom 12. November 2013 zu, dass in Sachen nichtionisierender Strahlung einige offene Fragen bestehen zu allfälligen langfristigen Auswirkungen, welche durch weitere Forschungen geklärt werden sollten. Hat er vor, mindestens ideell die Wirtschaft in ihren Forschungsbemühungen in dieser Richtung zu unterstützen? Wenn ja, wie?

3.
Gibt es zurzeit Dosimeter auf dem Schweizer Markt, die zuverlässig und kostengünstig interessierten Personen zugänglich sind? Mit einem solchen Gerät könnte dann jeder selbst feststellen, ob zu Hause oder am Arbeitsplatz ein erhöhter Wert der nichtionisierten Strahlung vorhanden ist.

Antwort des Bundesrates vom 30.04.2014
In Schrägschrift Kommentar von Gigaherz.ch

1. Dem Bundesrat ist die genannte Studie zur Kälberblindheit bekannt. Für die auf dem besagten Hof festgestellte Häufung von Katarakten bei Kälbern konnte keine der bekannten Ursachen identifiziert werden. Ob die Strahlung der auf diesem Hof befindlichen Mobilfunkanlage eine Rolle spielte, blieb offen. Das Ergebnis dieser Fallstudie gibt deshalb keinen Anlass dazu, die Schutzbestimmungen der Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (SR 814.710) anzupassen. Im Anschluss an diese Fallstudie hat das Bafu bei der Universität Zürich eine Folgeuntersuchung mit kontrollierter Exposition von Kühen gegenüber Mobilfunkstrahlung in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse der Folgestudie werden nach Abschluss dieser Untersuchungen veröffentlicht. Zudem wurde eine Meldeplattform für Gesundheitsprobleme bei Nutztieren, für die nichtionisierende Strahlung als Ursache vermutet wird, eingerichtet.

1) Wir sind erschüttert, wie der Bundesrat hier das Parlament anlügt.
Ob die Strahlung der auf diesem Hof installierten Mobilfunkantenne zum statistisch signifikanten Anstieg der Kälberblindheit führte, blieb überhaupt nicht offen. Denn es wurden weit mehr Höfe untersucht als von der Fragestellerin angenommen. Bei 253 im Schlachthof bei zufällig ausgesuchten Kälbern entnommenen Augen wurden bei 81 Tieren oder 32% Blindheit festgestellt.
Bei den betroffenen Tieren wurde anschliessend der Standort des Hofes mit den umliegenden Mobilfunkantennen verglichen.
Im Mai 2007 schrieb der Forschungsleiter Prof. Dr. med. vet.:“
Erste Resultate zeigen einen Zusammenhang zwischen Standort der Kataraktkälber im 1. Drittel der Trächtigkeit und der Sendeleistung der nächststehenden Mobilfunkantenne, sowie der Gesamtsendeleistung aller umliegenden Antennen.“
https://www.gigaherz.ch/nukleaere-katarakte-oder-kaelberblindheit/
Da diese Resultat den Supergau für die Mobilfunkindustrie bedeutet hätte, wurde Dr. Gregor Dürrenberger von der von der Mobilfunkindustrie finanzierten Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation zu Hilfe gerufen, welcher dann die Kälber in schwach blind, mittelstark blind und stark blind aufteilte und daraufhin prompt behauptete, es seien nur die 9 stark blinden Kälber in die Rechnung einzubeziehen und das ergäbe keinen statistisch signifikanten Zusammenhang.
https://www.gigaherz.ch/neues-von-der-kaelberblindheit/
In den Räumen der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation wurde bisher nicht nach blinden Kälbern gesucht.   

2.
Das Bafu und das BAG finanzieren wissenschaftliche Untersuchungen zum besseren Verständnis der biologischen Wirkungen von alltagsrelevanter nichtionisierender Strahlung. BAFU, BAG und Bakom sind Träger der an der ETH Zürich domizilierten Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation. Die drei Bundesämter unterstützen deren Tätigkeit durch die Mitwirkung im Stiftungsrat und durch finanzielle Beiträge an Veranstaltungen. Das Bafu unterstützt ausserdem das umweltmedizinische Beratungsnetz des Vereins Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz bei der Beratung von Patienten mit vermuteter Elektrosensibilität. Das Bafu fördert schliesslich die Entwicklung innovativer Umwelttechnologien durch Privatfirmen und Institutionen der angewandten Forschung.

2. Das BAFU (Bundesamt für Umwelt), das BAG (Bundesamt für Gesundheit und das BAKOM (Bundesamt für Kommunikation) finanzieren hier gar nichts!
Das Stiftungskapital der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation stammt ausschliesslich von Swisscom, Orange und Sunrise. Ebenso die jährlichen Sponsoren-Beiträge in Millionenhöhe. Die sogenannten Träger der Stiftung unterstützen diese nur ideell oder höchstens mit unbedeutenden Beiträgen an den sogenannten Sciene-Brunch.

http://www.emf.ethz.ch/stiftung/sponsoren-traeger/
Es muss jemand schon mit völliger Naivität gesegnet sein, um den Behauptungen dieser Homepage Glauben zu schenken, die Stiftung sei unabhängig und neutral. EMF-kritische Wissenschaftler haben hier nicht die geringste Chance je nur einen roten Rappen an Forschungsgeld zugesprochen zu erhalten.
Die Bundesämter sind im Stiftungsrat mit lediglich einer einzigen Stimme vertreten und haben hier sozusagen nichts zu sagen.
Frau Nationalrätin Yvette Estermann sei wärmstens empfohlen, eine Interpellation zu der Finanzierung der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation einzureichen und Auskunft darüber zu verlangen, wie viel Industriegeld hier in unverdächtiges Forschungsgeld gewaschen wird.  


3. Dosimeter zur Erfassung der persönlichen Elektrosmogbelastung sind relativ teure Hochtechnologiegeräte; die Interpretation der Aufzeichnungen gestaltet sich zudem für Nichtspezialisten schwierig. Mehrere kantonale Umweltämter verfügen über derartige Messgeräte, die sie interessierten Personen leihweise abgeben. Diese Fachstellen leisten auch Hilfestellung bei der Interpretation der Ergebnisse. Für den Bund steht ein für die ganze Bevölkerung repräsentatives NIS-Monitoring im Vordergrund, wie es im überwiesenen Postulat Gilli 09.3488, „Elektromagnetische Felder. Monitoring“, grundsätzlich verlangt wird. Entsprechende Vorbereitungen sind im Gang.

3. Falsche Frage zum falschen Instrument. Dosimeter sind die Lieblingsinstrumente aller Verharmloser und Gesundbeter. Denn Dosimeter befinden sich bei ¾ aller Messzeitpunkte auf der falschen, das heisst, dem Mobilfunksender abgekehrten Körperseite und erfassen in V/m gemessen, um Faktor 7 -12 zu tiefe Werte. Bei Langzeitmessungen, wie in der bundesrätlichen Antwort erwähnt, sind zudem die Messintervalle derart hoch (über mehrere Minuten) dass da nur noch von Kaffeesatzlesen gesprochen werden kann. Kommt dazu, dass kantonale Umweltämter bei weitem nicht neutral sind. Wer diese Leute von Einspracheverhandlungen oder Gerichtsverfahren her kennt, kann da ein Liedchen singen. Die vertreten die Interessen der Mobilfunkbetreiber und Strombarone weit besser als diese selbst.
https://www.gigaherz.ch/so-falsch-messen-dosimeter-die-bilder/
Beim vorgesehenen Monitoring läuten bei Gigaherz schon jetzt die Alarmglocken. Denn diese Werte werden im HF-Bereich so erhoben, als würde die Schweiz aus einer Ebene ohne Häuser bestehen. Dabei wird nirgends berücksichtigt, dass sich die Strahlungswerte mit jeden Stockwerk Höhenzunahme praktisch verdoppeln. So in den Sprüngen 0,2-0,4-0,8-1.6-3.2-6.4V/m. Mit einer totalen Verharmlosung ist zu rechnen.

Landwirte aufgepasst (gehört nicht zur Antwort des Bundesrates):
Halter von Nutztieren können nun gesundheitliche Störungen ihrer Tiere melden, wenn sie vermuten, dass diese durch eine NIS-Quelle oder durch vagabundierende Ströme verursacht werden. Dafür steht auf dem Internet ein ausführlicher Fragebogen zur Verfügung. Die eingegangenen Meldungen werden gesammelt und wissenschaftlich ausgewertet.
https://www.gigaherz.ch/meldestelle-fuer-strahlenschaeden-an-nutztieren/

Von Hans-U. Jakob

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